Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
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Historische Kalenderblätter

Elisabet Boehm - 155. Geburtstag

 

 

 

 

 

 September 2014



Die Geschichte der deutschen Landfrauenbewegung ist untrennbar verbunden mit dem Leben von Elisabet Boehm, einer außergewöhnlichen Frau, die ihrer Zeit voraus war. Frühzeitig forderte sie die berufliche Anerkennung der hauswirtschaftlichen Arbeit, um neue Absatzmöglichkeiten für Produkte und Dienstleistungen auf dem Land zu schaffen. Buchveröffentlichungen und Vorlesungen im Rundfunk waren dabei nur zwei von vielen Aufgaben. Über die Jahre entwickelte sie ein dichtes Netz von Landfrauenvereinen, aus denen der »Reichsverband Landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine« hervorging. 1933 umfasste dieser 25 Landes- und Provinzialverbände sowie 2 458 Kreis- und Ortsvereine mit über 100 000 Mitgliedern. Die Hauptaufgaben bestanden in der landwirtschaftlichen Schulung der Mitglieder, dem Ausbau des ländlichen Schul- und Lehrlingswesens sowie der Mitarbeit an der Lösung von verschiedenen wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen.

 

Elisabet Boehm, geb. Steppuhn, wurde am 27. September 1859 als viertes von fünf Kindern in der ostpreußischen Kreisstadt Rastenburg geboren. Kurz nach der Geburt zog die finanziell gut ausgestattete Familie in die Nähe von Bartenstein, wo ihr Vater, ein angesehener Domänenpächter und Mitglied des Reichstages, ein Gut in Liekeim erwarb. Aufgrund einer schweren Wirbelsäulenerkrankung prognostizierten die Ärzte ihr nur eine kurze Lebensdauer, woraufhin man das Mädchen von jeglichen Pflichten entband. Auf dem elterlichen Gut lernte sie alle wesentlichen Aspekte der Landwirtschaft kennen. Hierzu gehörten nicht nur der Acker- und Obstanbau, sondern auch die Vieh- und Geflügelzucht. Mit 14 Jahren entschloss sie sich, nach Königsberg zu ziehen, um einen höheren Bildungsabschluss zu erlangen. Nach ihrer Rückkehr lernte sie Otto Boehm kennen, einen wohlhabenden Gutsbesitzersohn aus Glaubitten in der Nähe von Rastenburg, den sie am 7. August 1880 heiratete. Sie beschäftigte sich mit den Klassikern der Weltliteratur und erlernte die englische und französische Sprache. Avantgardistische Zeitschriften, wie » Die Neuen Bahnen« oder »Die Gegenwart«, weckten ihre Neugier für erzieherische Themen. Nach der Hochzeit mit Otto Boehm zog das Paar nach Lamgarben. Der Geburt von Tochter Ellen am 11. November 1881, folgte eine schwere Erkrankung, die sie beruflich stark einschränkte. Mehr denn je reifte in ihr der Entschluss, möglichst allen Frauen entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten zu ermöglichen, mit denen sie ihr Recht auf freie Bildung verwirklichen konnten. Aus diesen Gedanken entstand am 2. Februar 1898 der erste gesamtdeutsche »Landwirtschaftliche Hausfrauenverein« (L.H.V.) in Rastenburg. Elisabet Boehm bemühte sich fortan den bildungsspezifischen Rückstand der Frauen auf dem Lande, trotz eigener körperlicher Einschränkungen, zu beseitigen. Eine schwere Erkrankung von Otto Boehm zwang das Ehepaar 1911 zum Verkauf von Gut Lamgarben und zum Umzug nach Königsberg. Im Fischerort Neukuhren an der Samlandküste ließ sie sich zudem ein Sommerhaus errichten, wo sie Obst und Gemüse anbaute. Zur gleichen Zeit etablierten sich weitere Hausfrauenvereine im ganzen Reich. Eine Entwicklung, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges jedoch endete. In der darauffolgenden Kriegszeit arbeitete Elisabet Boehm kaum noch für ihren Verein, sondern für das Rote Kreuz. Die schlechte wirtschaftliche Lage zu Beginn der 1920er Jahre und der Tod ihres Mannes zwangen zum Verkauf der Wohnung in Königsberg und des Hauses in Neukuhren. Ihren Lebensabend verbrachte sie danach bei ihrer Schwester in Halle an der Saale, wo sie 1929 schließlich den Vorsitz des L.H.V. niederlegte. 1933 wurde der Reichsverband in den nationalsozialistischen »Reichsnährstand« eingegliedert. Es stellte sich rasch heraus, dass die Prinzipien der Frauenbewegung kaum den Vorstellungen des NS-Regimes entsprachen. Nur ein Jahr später erfolgte die Zwangsauflösung des Reichsverbandes. Der Nationalsozialismus sah die Frau vor allem als Mutter und Hausfrau, keineswegs sollte sie emanzipiert neben den Männern auftreten. Weitgehend zurückgezogen arbeitete Elisabet Boehm danach bis zu ihrem Tod, am 30. Mai 1943, als erfolgreiche Schriftstellerin weiter.

 

Elisabet Boehm verfasste, neben ihrer organisatorischen Vereinstätigkeit, zahlreiche Fachbeiträge für die Presse und den Rundfunk. Ihr 1924 erschienenes Buch »Die deutsche Landfrau und ihr Wirken in Haus und Vaterland« war ein großer Erfolg, bestückt mit Ratschlägen für Haus und Hof. Die heutige Landfrauenbewegung gliedert sich in 22 Landesverbände, die, wie in der Anfangszeit, in Kreis- und Ortsvereine aufgeteilt sind. Die etwa 550 000 Mitglieder verfügen über ein aktives und passives Wahlrecht. Die Verdienste Elisabet Boehms wurden 1991 von der Deutschen Post mit einer Sonderbriefmarke geehrt, die innerhalb der Dauerserie »Frauen der deutschen Geschichte« erschien.

 

Werke:



Die deutsche Landfrau und ihr Wirken in Haus und Vaterland, Berlin 1924.


Die Berufsorganisation der Landfrauen, Berlin 1928.


Wie ich dazu kam, Berlin 1941.



Weblinks:



Biografie über Elisabet Boehm

 

Weitere Informationen zur Person im Kulturportal West-Ost

 

Organisation und Geschichte des Deutschen Landfrauenverbandes