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91792 Ellingen/Bay.

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Dienstag–Sonntag
10–12 und 13–17 Uhr
(April–September)


10–12 und 13–16 Uhr
(Oktober–März)

Telefon 09141 86440
Telefax 09141 864414

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Regulär 3,00 Euro
Ermäßigt 2,00 Euro

 

Freier Eintritt:

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre

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Mitglieder Dt. Museumsbund und ostpr. Fördervereine

Inhaber bay. Ehrenamtskarte und Entdeckerpass

Historische Kalenderblätter

Albert Lieven - 110. Geburtstag


 

 

 

 

Juni 2016



*23. Juni 1906 in Hohenstein; 17. Dezember 1971 in London



»Er hatte die stürmische Anmut eines jungen Wandervogels. Er war im besten Sinne ein romantischer deutscher Jünglingstyp. Er war nie einer der umstürzenden Protagonisten, aber so verläßlich, so unaufwendig genau in seiner Arbeit und so ungemein sympathisch.« (Friedrich Luft)

 

 

Zählt man alle Filme zusammen, in denen der aus Ostpreußen stammende Schauspieler Albert Lieven mitgewirkt hat, würde man auf über 80 deutsche, englische, französische und amerikanische Produktionen kommen. Eine herausragende Bilanz, wenn man bedenkt, dass auch er zu jenen Künstlern gehört, die trotz ihrer großartigen Leistungen heute zunehmend in Vergessenheit geraten sind. In Deutschland wurde Lieven vor allem in den Fernsehmehrteilern Der Andere (1959), Das Halstuch (1962), Die Schlüssel (1965) und Wie ein Blitz (1970) bekannt, die in den 1960er Jahren sensationelle Einschaltquoten von bis zu 90 Prozent erzielten. Das Kulturzentrum Ostpreußen gedenkt des 1971 verstorbenen Schauspielers anlässlich seines 110. Geburtstages.

 

Albert Lieven wurde am 23. Juni 1906 als Sohn des Mediziners Walther Liévin in Hohenstein geboren. Neben seiner Tätigkeit als Arzt war der Vater ab 1903 Leiter der städtischen Lungenheilstätte. Seine Ausbildung erhielt Albert Lieven an verschiedenen Schulen in Hohenstein, Königsberg (Friedrichskolleg), Neidenburg und Allenstein, wo der Vater sich als Facharzt für Lungenheilkunde niederließ. Die Medizin spielte in der Familie eine wichtige Rolle: schon Alberts Großvater, Carl Albert Liévin, bekämpfte in Westpreußen sowohl die Pocken als auch die Cholera erfolgreich. Aus diesem Grund entschied sich der Junge nach der Schule für ein Medizinstudium. Ein Vorhaben, das aufgrund der prekären Finanzlage der Familie – Walther Liévin hatte seine Praxis am Ende des Ersten Weltkrieges aufgeben müssen – und der anhaltend hohen Studienkosten scheiterte. Dem Jungen blieb nichts anderes übrig als seinen Unterhalt selbst mit einer kaufmännischen Lehre in Berlin zu verdienen. Zusätzlich arbeitete er als Statist am Theater, wo man erstmals auf seine schauspielerischen Fähigkeiten aufmerksam wurde. Das Theater ließ Albert Lieven fortan nicht mehr los und so führte ihn ein Engagement an das Hoftheater nach Gera, wo er sich in den Jahren 1928/29 endgültig dazu entschloss, Schauspieler zu werden. Unter dem bedeutenden Regisseur Fritz Jeßner, der später auch in den USA verschiedene Theaterproduktionen leitete, erhielt Albert Lieven erste Rollenangebote am Schauspielhaus in Königsberg. 1932 kehrte er wieder nach Berlin zurück, wo er als Mitglied des Preußischen Staatstheaters große Erfolge feierte. Auf dem Höhepunkt seiner schauspielerischen Tätigkeiten im deutschsprachigen Raum reiste er für Gastspiele von Berlin über Bremen bis nach Wien. An der Seite von Paul Hörbiger drehte Albert Lieven 1933 mit der Komödie Annemarie, die Braut der Kompanie seinen ersten Tonfilm, durch den er einem größeren Publikum bekannt wurde. Im Gegensatz zu seinen beruflichen Erfolgen veränderte sich sein privates Leben nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten jedoch grundlegend. Im Zuge der Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze (1935) musste er Deutschland zusammen mit seiner jüdischen Ehefrau Tatjana verlassen. Bis dahin wirkte Albert Lieven in 15 Filmen mit, darunter in Reifende Jugend von Max Halbe, wo er unter der Regie des Berliner Filmpioniers Carl Froelich neben Heinrich George brillierte. Nach seiner Ankunft im englischen Exil blieb Lieven weiterhin ein gefragter Schauspieler. 1937 erfolgte sein erstes Bühnenengagement am Lyric Theatre in London mit dem Stück Victoria Regina, das von den Kritikern begeistert aufgenommen wurde und Albert Lieven  erstmals großen internationalen Erfolg bescherte. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler arbeitete er während des Zweiten Weltkrieges beim Auslandsdienst der Britisch Broadcasting Corporation (BBC) als Nachrichtensprecher und Reporter. Seine Theatergastspiele führten ihn 1948 an den Broadway nach New York sowie in die Sowjetunion. 1951 kehrte er schließlich an der Seite von Liselotte Pulver im Film Corry Bell wieder nach Deutschland zurück. Albert Lieven war in dieser Zeit unter anderem in den Produktion Geliebtes Leben (1953), Das Bekenntnis der Ina Kahr (1954) und Des Teufels General (1955) zu sehen, wo er neben Curd Jürgens einen Offizier der Luftwaffe spielte. Daneben trat er immer öfter auch als Hörspielsprecher beim Rundfunk auf.

 

Den begabten und verlässlichen Schauspieler zog es trotz vieler Angebote dennoch immer wieder nach England zurück, wo ihn die landschaftlichen Reize an seine ostpreußische Heimat erinnerten. Abseits des Drehgeschäfts nutzte er jede freie Minute für die geliebte Gartenarbeit auf seinem Anwesen in Farnham bei Surrey, wo er darüber hinaus deutsche und englische Bühnenstücke in die jeweils andere Sprache übersetzte. Albert Lieven verstarb am 17. Dezember 1971 in London, nachdem er seine letzten Auftritte in Deutschland wenige Wochen zuvor wegen eines Krebsleidens vorzeitig beenden musste. Aus der ersten und dritten Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor.

 

 

 

Filme (Auswahl)

 

1932: Annemarie, die Braut der Kompanie

1932: Ich bei Tag und Du bei Nacht

1933: Reifende Jugend

1934: Charleys Tante

1934: Es tut sich was um Mitternacht

1934: Krach um Jolanthe

1935: Glückspilze

1935: Mach mich glücklich

1936: Aufmachen, Kriminalpolizei

1937: Königin Victoria (erster Filmauftritt in GB)

1939: The Deacon and the Jewess

1940: Spy for a Day

1940: Nachtzug nach München

1941: Mr. Proudfoot Shows a Light

1942: Die Blockade

1943: The Yellow Canary

1944: English Without Tears

1945: Der letzte Schleier

1946: Ungeduld des Herzens

1947: Frieda

1948: Der Schlafwagen nach Triest

1951: Hotel Sahara

1952: Klettermaxe

1953: Geliebtes Leben

1954: Das Bekenntnis der Ina Kahr

1954: Heimweh nach Deutschland

1955: Reifende Jugend

1955: Des Teufels General

1956: Nacht der Entscheidung

1958: Und abends in die Scala

1959: Der Andere (TV-Mehrteiler)

1960: Verschwörung der Herzen (Conspiracy of Hearts)

1961: Die Kanonen von Navarone

1962: Das Halstuch (TV)

1962: Lockende Tiefe (TV)

1962: Im Namen des Teufels

1963: Todestrommeln am großen Fluß

1964: Der Mann nebenan (TV)

1965: Die Schlüssel (TV)

1966: Hobby (TV)

1968: Der Gorilla von Soho

1969: Dynamit (TV)

1970: Die Feuerzangenbowle

1970: Wie ein Blitz (TV-Mehrteiler)

1971: Die Heilige Johanna (TV)

 

 

 

Hörspiele

 

1957: Die Abiturientin (Theatermitschnitt)

1957: Walther Rathenau

1958: Der Biberpelz (nach Gerhart Hauptmann)

1962: Ariadne

1965: Unwiederbringlich

1965: Ritornell

1967: Einreisegenehmigung – oder Ein Deutscher fährt nach Deutschland

 

 

 

Literatur

 

Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 – 1945, Hamburg 2011, S. 309f.