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Historische Kalenderblätter
Alfred Gille - 120. Geburtstag
September 2021
Jurist, Politiker * 15. September 1901 in Insterburg/Ostpr. + 18. Februar 1971 in Rheinbach
Alfred Gille, evangelischen Glaubens, war der Sohn eines Berufssoldaten. Er besuchte bis zum Abitur im Jahre 1920 das Realgymnasium in Insterburg und studierte anschließend Rechts- und Staatswissenschaften in Königsberg und München. Seine Referendarzeit absolvierte er am Königsberger Amtsgericht. 1928 promovierte er zum Dr. jur. Schon im Alter von 27 Jahren wurde er Bürgermeister der ostpreußischen Kreisstadt Lötzen und hatte dieses Amt bis zur Einberufung zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg inne. 1948 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, ließ er sich 1950 in Lübeck als Fachanwalt für Verwaltungsrecht nieder, ab 1952 arbeitete er auch als Notar. Gille war Mitbegründer der Neuen Lübecker Norddeutschen Baugenossenschaft eG. Die Gründung der Genossenschaft erfolgte am 14. November 1949 mit der Zielsetzung, insbesondere den Heimatvertriebenen und Flüchtlingen Wohnraum in Lübeck und später in Norddeutschland bereitzustellen. Er gehörte dem Aufsichtsrat dieser Genossenschaft von 1949 bis zu seinem Tode 1971 als Vorsitzender an. 1950 gehörte Gille zu den Begründern des GB/BHE (Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten), dessen Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein er bis 1962 war. Nach der Vereinigung des GB/BHE mit der DP (Deutsche Partei) 1961 war er Bundesvorstandsmitglied der GDP (Gesamtdeutsche Partei). Von 1950 bis zum 27. Oktober 1954 war Gille Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein, wo er zeitweise auch die BHE-Fraktion führte. Von 1950 bis zum 6. August 1954 war er Vorsitzender des Innenausschusses des Landtages. 1953 wurde er in den Deutschen Bundestag gewählt, wo er stellvertretender Fraktionsvorsitzender war. Von 1953 bis zum 31. Dezember 1955 war er stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde Gille 1958 noch einmal für vier Jahre in den schleswig-holsteinischen Landtag gewählt und war dort Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Ausschusses für Heimatvertriebene. Vom 16.2.1952 bis zum 27.3.1966 bekleidete Gille als Nachfolger von Dr. Ottomar Schreiber das Amt des Sprechers (Bundesvorsitzender) der Landsmannschaft Ostpreußen. Gleichzeitig war er Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein des Bundes Vertriebener Deutscher. Gille gehörte zu den markantesten und engagiertesten Vertretern der Vertriebenenpolitik und nahm bis zu seinem Tod leidenschaftlichen Anteil an ihrem politischen Schicksal. Aus gesundheitlichen Gründen legte er 1966 alle Ämter nieder. Am 11. September 1968 wurde Gille das Verdienstkreuz 1. Klasse des Bundesverdienstkreuzes verliehen. Er war verheiratet und hatte ein Kind. Dr. Alfred Gille verstarb am 18.2.1971.