Daniel Heinrich Arnoldt – 250. Todestag

Juli 2025
Evangelischer Theologe * 7. Dezember 1706 in Königsberg (Preußen) † 30. Juli 1775 in Königsberg (Preußen)
Daniel Heinrich Arnoldt wurde geboren als Sohn des Kaufmanns Johann Friedrich Arnoldt, der bereits früh verstarb, und seiner Frau Louise geb. Krehoff, die aus einer Kaufmanns- und Ratsfamilie entstammte. In seinen frühen Jahren wurde er zuhause von den Predigern Ernst Corvin Milo und Andreas Theodor Meier unterrichtet und besuchte von 1718 – 1721 die Altstädtische Schule, den Vorläufer des späteren Altstädtischen Gymnasiums. Zusätzlich nahm er bei Georg Harnack Privatstunden, der ihm Latein, Deutsch und Dichtkunst beibrachte. Ab 1721 ging Daniel Arnoldt – als Fünfzehnjähriger – an die Königsberger Universität, um Philosophie und Theologie zu studieren. Dort wurde er geprägt durch die pietistische Lehre (Frömmigkeitslehre) des Professors und Theologen Georg Friedrich Rogall sowie durch die Philosophie Christian Wolffs (eine Strömung des Rationalismus), welche Arnoldts Cousin, Christoph Friedrich Baumgarten, in Königsberg lehrte. Daneben beschäftigte sich der neugierige Student mit Mathematik (Algebra), der Dichtkunst sowie mit der Naturwissenschaft. Später studierte Arnoldt in Halle und erhielt 1728 vom Geheimen Rat Nikolaus Hieronymus Gundling den Magistergrad verliehen. 1729 folgte er – gefördert durch den von König Wilhelm Friedrich I. geschätzten Professor und Pfarrer Franz Albert Schulz – dem Ruf als außerordentlicher Professor der praktischen Philosophie in Königsberg und kurz darauf (1732) kam die Ernennung zum Consistorialrat. Daniel Arnoldt empfing 1732 „die höchste Würde“ (Doktor) in der Theologie, wobei er vier Tage lang die Geschichte der Versuchung Christi anhand der einschlägigen Evangelien ausführen musste. 1733 wurde Arnoldt außerordentlicher Professor der Theologie. Ebenfalls 1733 heiratete er Marie Juliane, die jüngere Schwester des Georg Friedrich Rogall. Es war die erste von drei Ehen. Nachdem Juliane bereits 1736 verstorben war, schloss Daniel Arnoldt 1737 mit Louise Lazarovius eine neue Ehe. Da auch diese bereits ein Jahr später verstarb, heiratete Arnoldt 1739 noch ein drittes und letztes Mal: Marie Charlotte Vogel. Aus den Ehen gingen insgesamt drei Töchter und 2 Söhne hervor. 1734 wurde er zum ordentlichen Professor der Theologie berufen und wurde zweiter königlicher Hofprediger, nachdem er schon einige Zeit zuvor Pfarradjunct des Dr. Franz Albrecht Schulz an der altstädtischen Pfarrkirche war. Im Jahr 1759, während der russischen Okupation Ostpreußens von 1758 – 1762 (im Rahmen des Siebenjährigen Krieges) hielt Daniel Heinrich Arnoldt in der Schlosskirche einen Festgottesdienst auf Befehl des russischen Gouverneurs zur Niederlage Friedrichs des Großen bei Kunersdorf im selben Jahr, brachte dabei jedoch ein provokatives Zitat, das sich gegen die Zarin Elisabeth richtete: „Freu dich nicht über mich, meine Feindin! / Zwar liege ich am Boden, / doch ich stehe wieder auf. Zwar sitze ich in der Finsternis, / aber der Herr ist mein Licht.“ (Buch Micha, Mi 7,8) Dies brachte ihm einen Hausarrest und fast eine Verbannung nach Sibirien. Ab 1763 war Arnoldt Direktor des Collegium Fridericianum (bis 1766) und der Armenschule und hatte zusätzlich Aufsicht über die litauischen und polnischen theologischen Seminarien. Ab 1770 folgte die Stelle als adjungierter und ab 1772 die Stelle als wirklicher Oberhofprediger und „erster“ Professor der Theologie. Ebenfalls 1770 kam er als Nachfolger von Christoph Langhansen in die Position des Generalsuperintendenten und war damit auch für das Schulwesen in Preußen zuständig. Auch war Daniel Heinrich Arnoldt Mitglied und ab 1770 Präsident der Deutschen Gesellschaft als Dank für sein Werk: „Versuch einer systematischen Anleitung zur deutschen Poesie“. Er veröffentlichte eine ganze Reihe von Schriften und Beiträgen, insbesondere im Bereich der gelehrten Theologie sowie Predigten. Besonders hervorhebenswert sind aber die historischen Beiträge: „Ausführliche und mit Urkunden versehene Historie der Königsbergischen Universität“ (1743-1769). Während im ersten Teil Gesetze, Statuten und Verordnungen der damals 200 Jahre alten Albertina vorgestellt werden, handelt der zweite Teil von der Entwicklung der einzelnen klassischen Fakultäten mit allen dort wirkenden Professoren und ihren Werken. In den Zusätzen werden neben vielen Korrekturen und Ergänzungen mehrere Hundert weiterer preußischer Gelehrter vorgestellt. Anlässlich der 450-Jahrfeier der Albertus-Universität wurde 1994 dieses Buch vom Scientia Verlag Aalen nachgedruckt. Das vier Bände umfassende Werk liegt bei uns in der Bibliothek vor. Weitere erwähnenswerte Veröffentlichungen stammen aus dem Bereich der Kirchengeschichte, z. B. über das Kirchenrecht des Königreichs Preußen (1771), die „Kurzgefasste Kirchengeschichte des Königreichs Preußen“ (1769) oder seine posthum veröffentlichte Presbyterologie (1777), in der alle Kirchen und Priester Ostpreußens mit den relevanten Eckdaten aufgeführt werden. Daniel Heinrich Arnoldt starb 68-jährig im Jahr 1775 in Königsberg.
Werke (Auswahl):
Ad audiendas iurisprudentiae naturalis praelectiones publicas in auditorio philosophorum … habendas, omnes, qui bonis artibus in Academia Regiomontana operam navant, humaniter invitat, et simul introductionem in iurisprudentiae naturalis scientiam breviter tradit. Typis Reusnerianis, Regiomonti, Königsberg, 1730.
Versuch einer systematischen Anleitung zur Poesie überhaupt, Königsberg, 1732 (erweitert und überarbeitet 1741: Versuch einer nach demonstrativer Lehrart entworfenen Anleitung zur Poesie der Deutschen).
Der grosse Katechismus des seel. D. Martin Lutheri, mit grober Schrift von neuem Gedruckt und mit nothigen Erklarungen auch dienlichen Anmerckungen, Königsberg, 1734.
Ermahnung zum würdigen Gebrauch des Heiligen Abendmahls, Königsberg, 1734.
Ausführliche und mit Urkunden versehene Historie der Königsbergischen Universität, 1. Teil 1743/2. Teil 1746, Königsberg, (Zusätze 1756 und 1769).
Vernunft- und schriftmäßige Gedanken von den Lebenspflichten der Christen, Königsberg/Leipzig, 1764.
Kurzgefasste Kirchengeschichte des Königreichs Preußen, Königsberg, 1769.
Anfangsgründe der homiletischen Gottesgelahrtheit, Königsberg, 1765.
Kirchenrecht des Königreichs Preußen, Königsberg/Leipzig, 1771.
Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandenen Predigern, Königsberg, 1777.
Bildnachweis Portrait:
Daniel Heinrich Arnoldts Stich, angefertigt von Johann Friedrich Schleuen.
Bildquelle: Digitalisat des Buches „Vernunft- und Schriftmäßige Gedanken von den Lebenspflichten der Christen“ aus dem Jahr 1764 von Daniel Heinrich Arnoldt aus dem Bestand der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Signatur: 4 Theol.XXXI,37, Quelle: https://collections.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/HisBest_derivate_00022011/VD18_324457308_0002.tif
Quellen: Ostdeutsche Gedenktage 1975, Bund der Vertriebenen, Bonn.
Geschichte jetztlebender Gelehrten – als eine Fortsetzung des Jetztlebenden Gelehrten Europa, Neunter Teil, Celle, 1745, S. 60-73.
Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert nach ihrem Leben und Wirken dargestellt. Erster Band, Neustadt an der Orla, 1831, S. 14-16.
Das Ostpreußenblatt, Jahrgang 13, Folge 15, 14. April 1962, Seite 11: https://archiv.preussische-allgemeine.de/1962/1962_04_14_15.pdf
Selle, Goetz von, "Arnoldt, Daniel Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 392 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129625760.html#ndbcontent
https://kulturstiftung.org/biographien/arnoldt-daniel-heinrich-2
Allgemeine Deutsche Biographie, Erster Band, Leipzig, 1875, S. 596.
https://www.biblicalcyclopedia.com/A/arnold-daniel-heinrich.html
https://uplopen.com/assets/hypothesis/web/viewer.html?file=/chapters/4729/files/0b622e33-bd69-4a93-8b0d-0c1cb9679a57.pdf
https://www.ostpreussen-nrw.de/lebenslaeufe.html
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Arnoldt,_Daniel_Heinrich
https://users.manchester.edu/facstaff/ssnaragon/kant/bio/FullBio/ArnoldtDH.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Heinrich_Arnoldt |