Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
Kalenderblatt

max_halbe_kl-1731926646.jpg

 

 

 

 

November 2024

Max Halbe – 80. Todestag


» Zum Kalenderblatt
» Zum Archiv


 

Aktuelle Publikation

Seedienst Ostpreußen

Seedienst Ostpreußen

für nur 6,50 €
» Zum Museumsladen


 

Mitarbeiter


» Zu unseren Mitarbeitern


 

Kontaktinformationen



Kulturzentrum Ostpreußen
Schloßstr. 9
91792 Ellingen/Bay.

Öffnungszeiten:

Dienstag–Sonntag
10–12 und 13–17 Uhr
(April–September)


10–12 und 13–16 Uhr
(Oktober–März)

Telefon 09141 86440
Telefax 09141 864414

» Kontaktaufnahme

 

Eintrittspreise:

Regulär 4,50 Euro
Ermäßigt 3,00 Euro

 

Freier Eintritt:

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre

Presse

Mitglieder Dt. Museumsbund und ostpr. Fördervereine

Inhaber bay. Ehrenamtskarte

Historische Kalenderblätter

Simon Dach - 410. Geburtstag

 

 

 

 

Juli 2015



 Simon Dach (*29. Juli 1605 in Memel – †15. April 1659 in Königsberg)

 

 

Simon Dach wurde am 29. Juli 1605 als Sohn eines Gerichtsdolmetschers in Memel geboren. Die Hinterlassenschaften in seinem Nachlass deuten darauf hin, dass seine Vorfahren seit längerem im Memelland zuhause waren. Mit 14 Jahren besuchte Simon Dach die Domschule in Königsberg, die er jedoch bereits nach einem Jahr, aufgrund eines Pestausbruchs, wieder verlassen musste. In der Lateinschule von Wittenberg zeigte er sich als begabter Schüler. Seine ersten Schriften in griechischer Sprache behandelten Aussprüche von Philosophen, Kirchenvätern und Reformatoren und entstanden während der Gymnasiumzeit in Magdeburg. Um den Gefahren des Dreißigjährigen Krieges zu entgehen, schlug er sich drei Jahre später über Lüneburg, Hamburg und Danzig nach Königsberg durch. Die traumatischen Ereignisse der Flucht ließen ihn fortan nicht mehr los. Zahlreiche Gedichte und Schriften aus dieser Zeit handeln von den Zerstörungen der mittelalterlichen Städte, wie etwa Magdeburg (1831). Im sicheren Königsberg angekommen, begann Dach ab 1626 Philosophie, Theologie und alte Sprachen zu studieren. Kenntnisse in Rhetorik und Poesie förderten seine dichterische Begabung, was heute noch in vielen seiner Gedichte sichtbar wird. 1633 bekam er eine Anstellung als Lehrer an der Königsberger Kathedralschule, wo ihm der berufliche Aufstieg bis zum Konrektor gelang. Trotz gehobener Anstellung und gutem Verdienst zog es Simon Dach an die renommierte Albertina. Kurz darauf wurde ihm 1638 die Ehre zuteil, für Kurfürst Georg Wilhelm und Kronprinz Friedrich Wilhelm mehrere Gratulationsverse zu dichten. Ein Jahr später wurde Dach aufgrund seiner Arbeiten zum Professor für Poesie ernannt. Das Fehlen eines akademischen Grades wurde 1640 durch die Vergabe des Magisters, der dem Doktortitel entsprach, behoben. In seiner Disputation verteidigte Simon Dach die noch heute gültigen Thesen, das die Dichtung der Wahrheit verpflichtet sei; die Tragödie auch einen heiteren Ausgang haben kann und das das Gedicht immer rein sein soll. In seiner knapp zwanzigjährigen Lehrtätigkeit behandelte Dach unter anderem die Werke von Horaz, die Metamorphosen von Ovid und die Tragödien Senecas. 1644 schrieb er anlässlich der Jahrhundertfeier der Albertina ein grandioses Festspiel, das vom Komponisten Heinrich Albert musikalisch unterlegt wurde. Ein Meisterwerk, das als Höhepunkt seines Schaffens angesehen werden kann und Simon Dach viel Anerkennung vom kurfürstlichen Hof einbrachte. Nachdem der Dichter fünfmal zum Dekan gewählt worden war, wurde ihm 1656 die Ehre des Rektors der Universität Königsberg zuteil. 1641 heiratete er Regina Pohl, die Tochter eines Hofgerichtsadvokaten und Assessors am Samländischen Konsistorium. Trotz privatem und beruflichem Aufstieg lebte Simon Dach weiterhin in bescheidenen Verhältnissen. Sein Gehalt wurde oft mit zeitlichen Rückständen ausgezahlt, so dass der Lehrauftrag ein dauerhaftes Pflichtprogramm blieb. Zu seinem bekanntesten Werk gehörte, neben vielen weltlichen und geistlichen Stücken, das populäre Volkslied »Ännchen von Tharau«. 1636 verfasst, sollte es ursprünglich als plattdeutsches Tanzlied zur Hochzeit von Anna Neander, einer siebzehnjährigen Waise aus Tharau, aufgeführt werden. 1778 wurde das Stück von Johann Gottfried Herder ins Hochdeutsche übersetzt und Teil der Abhandlung über »Volkslieder nebst untermischten anderen Stücken«. Hierdurch erlangte es einen großen Bekanntheitsgrad. Simon Dach erlebte diesen Ruhm nicht mehr.

Nach jahrelangem Leiden verstarb er am 15. April 1659 in Königsberg an Tuberkulose. Bis heute erinnert in Memel ein Brunnen, der seinen Namen trägt, an das populäre Volkslied um das Ännchen von Tharau.

 

simon_dach_kl-1670832810.jpg

Simon Dach | Der Churfürstl[ichen] Universität | Königsb[erg] Poës[is] Prof[essor] publ[icus]

 

Über den Eingang der Schloßbrücke (1641)
Du Seule Brandenburgs, du Preussens Sicherheit,
O Fridrich Wilhelm, Trost und Hoffnung vieler Lande,
Sey willkomm deinem Volck hie an des Pregels Rande!
Des Höchsten Ehrendienst ist wegen dein erfreut.

Verspricht Uns unter Dir die alte güldne Zeit;
Gerechtigkeit und Fried in jedem Ort und Stande
Verknüpffen dir sich fest mit einem güldnen Bande.
Du machst, daß alles wil genesen weit und breit.

In dem dein Eintzug Uns die Hoffnung aber giebet,
So wirstu billich nie von uns auch gnug geliebet;
O leb Uns werthes Haupt, sey Uns ein Sonnenschein,

Der nimmer untergeht! schon jetzt mit deiner Jugend
Dringt Fama durch die Welt, du wirst bey solcher Tugend
Nicht hie nur, sonder auch im Himmel Hertzog seyn.


Werke
Einfältige Leich-Reime: Der weiland Ehrvnd Tugendreichen Frawen Catharinen Pohlinn, Königsberg 1653.
Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz: Das ist Schuldiges wiewol Einfaltiges Gedächtniß Dem Weiland ehrwürdigen/Achtbarn und Wolgelarten Herrn Babatio. Königsberg 1656.
Auff seligen wiewol hochbetrawerlichen Hintritt aus dieser Welt/Des weiland HochEdelgebornen und Mannhafften Herrn/Hn. Christoff Rappen Welcher 1607 gebohren und 1657 in hertzlicher Anruffung seines Erlösers sanfft und selig eingeschlaffen, Königsberg 1658.

Gedichte (Auswahl)
Weltliche Lieder und Hochzeitsgedichte
    Hieronymus Grube und Susanne Michel (1653)
    Johann Christoff Rehefeld und Anna Cörber (1655)
    Hans Heinrich Perband und Anna Höpner (1659)


Gedichte an das kurfürstliche Haus
    Bey Oratorischem Act, Am Churfürstlichen hohen Geburts-Tage, von vier Preußischen von Adel in
    der Königsbergischen Academie angestellet (1638)
    Frewden-Gesang bey des Durchläuchtigsten und Hochgeborenen Fürsten und Herrn H. Friedrich
    Wilhelmen (1642)
    Erst-Jährliche Gebuhrts-Feyer Gr. Fürstl. Durchl. Hn. Friedrichs, Marggraffen zu Brandenburg, in
    Preußen (1658)

Dramen
Cleomedes (1635)
    Sorbuisa (1644)

Literatur (Auswahl)
Bautz, Friedrich Wilhelm: Simon Dach, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL),       2. Aufl., Hamm 1990, Sp. 1189–1191.
Birt, Alexander J.: Simon Dach, Königsberg 1905.
Flemming, Willi: Simon Dach, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 3, Berlin 1957.
Kelletat, Alfred (Hg.): Simon Dach und der Königsberger Dichterkreis, Stuttgart 1986.
Oesterley, Hermann: Simon Dach, Tübingen 1876.
Schöne, Albrecht: Kürbishütte und Königsberg. Modellversuch einer sozialgeschichtlichen Entzifferung poetischer Texte am Beispiel Simon Dach, 2. Aufl., München 1982.
Schlusnus, Walther: Simon Dach, in: Matull, Wilhelm (Hg.): Große Deutsche aus Ostpreußen, München 1970.
Schulz, Wolfgang: Große Ostpreußen (= Stiftung Deutschlandhaus Berlin), Berlin 1986.
Stiehler, Heinrich: Simon Dach, Königsberg 1896.
Sturzenegger, Barbara: Simon Dach und Paul Fleming: Topoi der Freundschaft im 17. Jahrhundert, Diss., Bern 1996.