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Historische Kalenderblätter
Richard Friese - 100. Todestag
Juni 2018 *15. Dezember 1854 in Gumbinnen; †29. Juni 1918 in Bad Zwischenahn Ein röhrender Hirsch auf einer Waldlichtung oder ein kräftiger Elch, der sich durch die Sümpfe der Memelniederung bewegt: Es sind diese Motive, welche uns in den Sinn kommen, wenn wir an Ostpreußens einzigartige Tierwelt denken. Richard Friese gehörte zu den herausragenden Porträtkünstlern, denen es gelang, ausdrucksstarke Tiergemälde zu malen. Seine Werke waren neben denen von Hans Kallmeyer und Gerhard Löbenberg schon zu Lebzeiten sehr gefragt. Bedeutende öffentliche Sammlungen wie die Berliner Nationalgalerie, aber auch einflussreiche Privatsammler wie Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph I. erwarben seine Werke. In Gedenken an Richard Friese blickt das Kalenderblatt Juni auf die Lebensstationen dieses einzigartigen Mannes zurück.
Richard Bernhard Louis Friese wurde als Sohn eines Regierungsbeamten am 15. Dezember 1854 in Gumbinnen geboren. Nach dem Schulbesuch arbeitete der 14-jährige zunächst im Landratsamt und später im Magistrat der Stadt Gumbinnen. Vielmehr als für die verwaltungstechnischen Arbeiten seines Vaters interessierte er sich in der Kindheit für die Malerei und so wurden kleinere Kunstwerke von ihm bald schon in Jugendbüchern und Illustrierten veröffentlicht. Die Abbildungen der Tiere, die in seiner Schule in Gumbinnen auf großflächigen Anschauungstafeln präsentiert wurden, weckten seinen Formensinn und so stand für ihn fest, dass er Maler werden wollte. Entgegen der Wünsche seiner Eltern, die ihn in einem Beamtenberuf sahen, drängte es Friese zur Kunst. Nachdem er 1871 im Alter von 17 Jahren sein Elternhaus verlassen hatte, ging er mit seinem Bruder nach Berlin, um sich in der Anstalt Winckelmann & Söhne zum Lithographen ausbilden zu lassen. Gleichzeitig besuchte er zusammen mit dem späteren Berliner Zeichner Heinrich Zille die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums, eine Vorgängerinstitution der Universität der Künste Berlin. Den Wunsch, ein eigenes Atelier zu eröffnen, erfüllte sich Richard Friese drei Jahre nach seinem Studienbeginn (1877) an der Berliner Kunstakademie. Neben den Vorlesungen bei Karl Steffeck, dem späteren Leiter der Akademie, hielt sich Friese oft im Berliner Zoo auf, wo er zahlreiche Tiere als »Studienobjekte« nutzte. Der Leiter des Zoologischen Gartens, Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Heck, schrieb später fast schon pathetisch über Friese, dass dieser »eine starke, wuchtige Männer-Erscheinung mit einem kantigen, großzügig gemeißelten, von reichem Haupt- und Barthaar umrahmten Kopf« gewesen sei. Laut Heck ruhte in Friese »ein ebenso starker, männlicher Künstlergeist, der durch keine Macht der Erde von dem einmal eingeschlagenen künstlerischen Wege abzubringen gewesen wäre.« Gleichzeitig soll in ihm ein »grundgütiges, weiches Herz« geschlagen haben, »das tagtäglich unter dem Leid anderer auf das schmerzlichste mitlitt«, so der Leiter des Berliner Zoos. Für die Tiermalerei reiste er auch in ferne Länder: nach Syrien und Palästina, in den Norden Skandinaviens, nach Norwegen und Spitzbergen, auf die Polarinseln und nach Kanada, wo er Elchen begegnete. Immer wieder zog es Richard Friese, der 1892 zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und 1896 zum Professor ernannt wurde, auch in seine ostpreußische Heimat. Die Memelniederung, das Große Moosbruch und die Rominter Heide gehörten unter anderem zu seinen Zielen, wo er Elche und Hirsche vorfand. Sie in ihrer natürlichen Umgebung darzustellen, war ihm ein besonderes Anliegen. 1897 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung für sein Schaffen eine Goldmedaille. Richard Friese verstarb am 29. Juni 1918 im Alter von 64 Jahren in Bad Zwischenahn bei Oldenburg.
Neben einem umfangreichen malerischen und zeichnerischen Bestand schuf Friese auch einige plastische Werke. Sein kapitaler Sechzehnender, dessen Vorbild Kaiser Wilhelm II. erlegte, fand 1911 als lebensgroße Bronze neben der Hubertus-Kapelle in Rominten einen würdigen Platz. Die Hirschbrücke in Rominten zierten ebenfalls Arbeiten des Künstlers. Viele Werke Richard Frieses sind dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Im Jagdzimmer des Kulturzentrums Ostpreußen im Deutschordensschloß Ellingen/Bay. befinden sich jedoch noch einige Porträts mit kapitalen Hirschen, die er in der Rominter Heide in Ostpreußen gemalt hat. Einen Querschnitt durch das Schaffen des Gumbinners zeigt das Rijksmuseum Twenthe im niederländischen Enschede. In Erinnerung bleiben wird Richard Friese als Künstler, dem es wie keinem anderen gelang, den Glanz Ostpreußens auf seine Tier- und Jagdgemälde zu übertragen. Das wenige, was von ihm geblieben ist, lässt erahnen, wie gestaltungskräftig er war.
"12er" aus der Rominter Heide, 1899
"Eisbärenfamilie" auf Spitzbergen, um 1900
Richard Friese auf eine Parkbank bei Goldap, 1903
Literatur
Andreas Gautschi, Werner Siemers, Hans Günter Vollmer-Verheyen: Richard Friese sein Leben – seine Kunst. Melsungen 2013
Emil Friese: Richard Friese, ein deutsches Künstlerleben. Mit einer kunstkritischen Würdigung von Franz Servaes. Berlin 1930
Silke Osman: Verantwortung für das Werk – Der Maler und Bildhauer Richard Friese, in: Das Ostpreußenblatt (2003), Heft 27, S. 9
Verfasser: Marco Wachtel M.A. Abbildungen: Nachlass Richard Friese, Kulturzentrum Ostpreußen Ellingen/Bay. Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen. |