Max Halbe – 80. Todestag
November 2024
Dramatiker, Erzähler * 4. Oktober 1865 in Güttland (bei Danzig) † 30. November 1944 Neuötting
Max Halbe wurde 1865 im Kirchdorf Güttland (heute Koźliny) als Sohn des Gutsbesitzers Robert Halbe und der Bertha geb. Alex, die Tochter eines Gutsbesitzers aus Klein-Montau, geboren. Er hatte mütterlicherseits teils russische Vorfahren. Halbe verbrachte seine Kindheit auf dem elterlichen Gut und ging ab 1875 in Marienburg, das er als Einfallstor nach Ostpreußen bezeichnete, auf das Königliche Gymnasium zu Marienburg, welches er 1883 mit dem Abitur abschloss. Ab 1883 studierte er zuerst Rechtswissenschaften in Heidelberg und ging ein Jahr später nach München an die Philosophische Fakultät, um Germanistik und Geschichte zu studieren. 1885 setzte er das Studium in Berlin fort und wurde 1888 wieder in München über „Die Beziehungen zwischen Friedrich II. und dem päpstlichen Stuhl vom Tode Innocenz III. bis zum Goslarer Tage“ promoviert. 1890 heiratete Max Halbe in Berlin Luise, die Tochter eines Schmiedemeisters aus Derben/Elbe. Aus dieser Ehe sollten zwei Söhne und eine Tochter hervorgehen. Die Tochter Anneliese Halbe war Schauspielerin und Theaterregisseurin. Max Halbe wirkte zuerst in Berlin als freier Schriftsteller und verfasste erste naturalistische Dramen wie Ein Emporkömmling (1889), Freie Liebe. Szenen einer jungen Liebe (1890) und Eisgang (1892). Besonders Eisgang fand in linksgerichteten Kreisen Anklang, da die Idee des Sozialismus damals stark im Werden war. In dem Werk geht es um eine von einer Katastrophe heimgesuchte Familie, deren Haus zerstört wird und die fortan gezwungen wird, in einer benachbarten Gaststätte Zuflucht zu suchen. Dabei kommen verschiedene Konflikte und Geheimnisse im Zusammenhang mit Familienbeziehungen, Schuld und Vergebung ans Licht. In die Berliner Zeit fiel auch sein größter Erfolg: Die Liebestragödie Jugend (1893). Diese knüpft an eigene Erlebnisse Halbes an, handelt von der frühen Sexualität zwischen Annchen und dem durchreisenden Hans auf einem Pfarrhof, den dazugehörigen Konflikten und einem dramatischen Ende. Mehrmals wurde das Werk aus moralischen Gründen abgelehnt, bis es im April 1893 doch noch im Berliner Residenztheater uraufgeführt werden konnte, dort für große Furore sorgte und auch über 10 Jahre danach auf vielen Bühnen Deutschlands gespielt wurde und damit Halbe als Dramatiker sehr berühmt machte. Anschließend zog Max Halbe für kurze Zeit nach Kreuzlingen am Bodensee und dann ab 1895 schließlich nach München. In diese Zeit fallen die Dramen Mutter Erde (1903) und Der Strom (1904) sowie die Romane Die Tat des Dietrich Stobäus (1911) und Jo (1917). In München gründete er 1895 das Intime Theater für dramatische Experimente, war Mitbegründer der Münchner Volksbühne, wo er den Schriftsteller Ludwig Thoma kennenlernte, und wurde auch Gründungsmitglied in Ludwig Ganghofers Münchner Literarischer Gesellschaft (1897). Nach dem Ersten Weltkrieg geriet Max Halbe in leichte finanzielle Schwierigkeiten und verkaufte deshalb das 1899 von seinem Freund Lovis Corinth angefertigte Bild Frühstück in Max Halbes Garten (heute im Besitz der Städtischen Galerie Lenbachhaus in München). Lovis Corinth und Max Halbe lernten einander beim Maler Walter Leistikow in Berlin kennen und vertieften ihre Freundschaft weiter in München, zumal beide in der Giselastraße wohnten und sich in Kurtz’ Weinstube trafen. Im Herzen blieb Halbe seiner Heimat stets treu, da er beim 1920 in München gegründeten Bund heimattreuer Ost- und Westpreußen von Anfang dabei war und ab Mitte der 1930er Jahre sogar zum Ehrenmitglied wurde. Verbindungen unterhielt Max Halbe zu den Schriftstellern Ludwig Thoma, Frank Wedekind, Otto Erich Hartleben und Eduard Graf von Keyserling, zu den Malern Lovis Corinth und Albert Weisgerber und dem Literaturhistoriker Artur Kutscher. Da Halbe sich zwar nicht politisch engagierte, sich jedoch 1933 auch nicht öffentlich gegen die neuen Machthaber aussprach, sondern vielmehr noch im gleichen Jahr das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Hitler unterschrieb, welches insgesamt 88 deutsche Kulturschaffende in jener Zeit abgaben, vereinnahmten ihn die Nationalsozialisten teils (nur teils, weil seine Abhandlungen von Liebes- und Familienkonflikten nicht in die offizielle Linie des Völkisch-Heroischen passten) für ihre Propaganda (z. B. Aufnahme in die Gottbegnadeten-Liste, Aufnahme in den Ehrenbeirat Danzigs anlässlich seines 75. Geburtstages durch Gauleiter Albert Forster). Deshalb hat sein Ruf im Nachkriegsdeutschland sehr gelitten. Max Halbes Bücher, die in diese Zeit fallen, sind Erntefest (1936), Die Elixiere des Glücks (1936) und Kaiser Friedrich II (1940). Halbe verfasste auch die Autobiographie Geschichte meines Lebens in zwei Bänden: Scholle und Schicksal (1933) und Jahrhundertwende (1935). Zu den Auszeichnungen, die er erhielt, zählen die Benennung einer Münchner Straße nach ihm (1925), die Ehrenbürgerwürde der Städte Marienburg und Danzig (beides 1925), die Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst (Berlin, 1927), die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft (1932) sowie 1940 die Ehrenbeiratwürde der Hansestadt Danzig. Max Halbe verstarb 79-jährig an einer Lungenentzündung im Spätherbst des Jahres 1944 im Hause seines Sohnes in Neuötting bei München. Zusammenfassend lässt sich mit den Worten des Schriftstellers und Feuilletonisten Dr. Richard Biedrzynski sagen, dass Max Halbe „zwischen den großen dramatischen Dichtern der Jahrhundertwende, zwischen Ibsen, Sudermann und Gerhart Hauptmann ein eigener gewesen: gradlinig, sprühend, ausdrucksvoll und mit einer szenischen Leidenschaft, die nicht bloß aus dem dramaturgischen Handwerk herkommt, sondern aus dem Ursprünglichen selbst – aus der Volkskraft seiner Weichselerde“. 1953 gründete Max Halbes Ehefrau die Max-Halbe-Gesellschaft zur Pflege seines literarischen Nachlasses.
Werke (Auswahl): Ein Emporkömmling (1889) Freie Liebe (1890, Drama) Der Eisgang (1892, Drama) Jugend (1893, Drama) Mutter Erde (1897, Drama) Haus Rosenhagen (1901, Drama) Der Strom (1904, Drama) Blaue Berge (1909, Komödie) Der Ring des Gauklers, Ein Spiel (1911) Die Tat des Dietrich Stobäus (1911, Roman) Freiheit. Ein Schauspiel von 1812 (1913) Schloß Zeitvorbei, Dramatische Legende (1917) Jo (1917, Roman)
Quellen: Ostdeutsche Gedenktage, 1969, BdV, Bonn. Scholle und Schicksal: Die Geschichte meiner Jugend, 2. Aufl., 1940, Das Bergland-Buch, Salzburg. Das Ostpreußenblatt, Heimat als geistiger Raum, 7. Oktober 2000. Hoefert, Sigfrid, "Halbe, Max" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 532-533 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118545043.html#ndbcontent https://kulturstiftung.org/biographien/halbe-max Richard Biedrzynski: Dichter am Strom. Zum Tode Max Halbes. In: Völkischer Beobachter (Wiener Ausgabe), 6. Dezember 1944, S. 2 https://www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon?task=lpbauthor.default&pnd=118545043 https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/halbe.html https://www.wikiwand.com/de/articles/Max_Halbe https://www.bavarikon.de/object/bav:HKO-NDB-00000000SFZ25535
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