Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
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November 2024

Max Halbe – 80. Todestag


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Historische Kalenderblätter

Charlotte Keyser - 50. Todestag

 

 

 

 

 

September 2016



* 2. Juli 1890 in Ruß, Kr. Heydekrug; 23. September 1966 in Oldenburg

 

Charlotte Keyser wurde am 2. Juli 1890 als drittes Kind eines Holzkaufmannes und dessen Ehefrau in der Kleinstadt Ruß im Memelland geboren. Die Liebe und Herzlichkeit, die sie in ihrer Kindheit zu spüren bekam, spiegelt sich heute noch im Schreibstil ihrer Romane wider. Nach dem Tod des Vaters (1899) sah sich die Familie gezwungen, die Holzhandlung in Ruß aufzugeben und nach Tilsit zu ziehen, wo Charlotte Keyser nach ihrem Abschluss an der Königsberger Kunstakademie über viele Jahre als Lehrerin tätig war bis ein Hüftleiden sie schließlich zur Aufgabe ihres Berufes zwang. Ihre erste Publikation als Schriftstellerin enthielt plattdeutsche Lieder aus dem Memelland und erschien 1937 unter dem Titel »Bi ons to Hus« (»Bei uns zu Hause«). Sowohl das Buch als auch die Lieder waren derart beliebt, dass sie mehrfach vom Königsberger Rundfunk dargeboten wurden. 1944 erhielt Charlotte Keyser in Memel den Johann-Gottfried-von-Herder-Preis für den Familienroman »Und immer neue Tage« (1939) und die Erzählung »In stillen Dörfern« (1940). Beide Werke bestechen durch ihre gelungene literarische Nachzeichnung der ostpreußischen Landschaft und der Menschen des Memeldeltas. Für »Und immer neue Tage«, das die Bewohner des Memellandes und deren Schicksale im Zeitraum von 200 Jahren porträtiert, recherchierte die Autorin in mehreren alten Familienchroniken. Kurz danach, im Sommer 1944, verließ Charlotte Keyser wegen eines Kuraufenthaltes ihre Wohnung in der Roonstraße 2 in Tilsit. Im Nachhinein gesehen ein glücklicher Umstand, da sich die Rote Armee bereits auf dem Vormarsch in Richtung Ostpreußen befand. Über verschiedene Zwischenstationen gelangte Charlotte Keyser schließlich nach Oldenburg, wo sie sich nach dem Krieg mit ihren Erzählungen für die Pflege des plattdeutschen Dialektes einsetzte. Für ihr Engagement wurde sie später mit der Goldmedaille der Stadt und dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet. Unter amerikanischer Lizenz und mit einer Auflagenhöhe von 5 000 Exemplaren verlegte der Elwert-Gräfe und Unzer Verlag in Marburg (Lahn) 1948 ihren zweiten großen Familienroman »Schritte über die Schwelle«, der die Zeit nach dem Pestausbruch in Tilsit behandelt. Hinzu kam eine Zusammenfassung von mehreren Erzählungen, die 1953 unter dem Titel »Und dann wurde es hell« vom Eugen Salzer Verlag in Heilbronn und vom F.W. Siebert Verlag in Oldenburg publiziert wurden. Immer wieder traf sie in dieser Zeit auf Agnes Miegel, mit der sie bis zuletzt eng befreundet war.

 

Im Alter von 76 Jahren erhielt Charlotte Keyser 1966 den Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen, den sie allerdings nicht mehr selbst in Empfang nehmen konnte, da sie körperlich bereits sehr geschwächt war. Wenig später, am 23. September 1966, verstarb Charlotte Keyser nach langer Krankheit in ihrer Oldenburger Wohnung. Bestattet wurde sie auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg. Ihren Freunden und ihrer treuen Lesergemeinde wird sie als äußerst warmherzige Schriftstellerin im Gedächtnis bleiben, die mit ihren Romanen und Erzählungen dafür gesorgt hat, dass die Erinnerungen an Ostpreußen nicht in Vergessenheit geraten.

 

 

 

 

Anne Mämel, anne Mämel

(von Charlotte Keyser)

 

Anne Mämel, anne Mämel

doa wöll wi nu goahn,

doa steiht minen Voader

sin schwartbrune Kahn,

un dem hoal wi ons ran,

un denn huck wi söck rön,

un denn schunkle wi her,

un denn schunkle wi hön.

 

Anne Mämel, anne Mämel

dicht bi annem Strom,

doa steiht so e scheene

kruskoppige Boom,

un doa blöck wi ons Krut,

un doa plöck wi ons Bloom,

un schmiete Jehanni

dem Kranz oppe Kron.

 

Anne Mämel, anne Mämel

ös de Oawend so stöll,

doa goah öck denn hön,

wenn öck Ruh häbbe wöll,

un mänches Moal kömmt mi

de Möchel ok na

un vertellt mie e bätke,

un denn hucke wi doa.

 

 

 

Werke


1937    Bi ons to Hus, mit einer Einleitung von Walter Ziesemer

1939    In stillen Dörfern

1940    Und immer neue Tage. Roman einer memelländischen Familie zwischen

           zwei Jahrhunderten (1700–1900). Nachdruck München 1950

1948    Schritte über die Schwelle. Nachdruck Heilbronn 1966

1953    Und dann wurde es hell

1962    Von Häusern und Höfen daheim klingt es nach

 

 

Auszeichnungen


1944    Johann-Gottfried-von-Herder-Preis

1950    Bundesverdienstkreuz I. Klasse

1960    Goldene Stadtmedaille Oldenburg

1966    Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen

 

 

Literatur


Kohlschmidt, Werner; Mohr, Wolfgang; Merker, Paul (Hgg.): Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Berlin 2001

 

Schuder, Werner (Hg.): Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Nekrolog 1936–1970, West-Berlin 1973

 

Steinberg, Silke: Über die Zeit hinaus. Ostpreußens Beitrag zur abendländischen Kultur II, Hamburg 1976

 

 

Weblinks


Literatur über Charlotte Keyser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Heimaterinnerungen von Charlotte Keyser

Deutsches Lied

 


Verfasser: Marco Wachtel M.A.

Abbildungen: Bildarchiv Kulturzentrum Ostpreußen

Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen.