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Historische Kalenderblätter
Johann Friedrich Hartknoch (der Ältere) – 285. Todestag
September 2025 Verleger
* 28. September 1740 in Goldap † 1. April 1789 in Riga Johann Friedrich Hartknoch wurde als Sohn des Toreinnehmers/Torschreibers (ein unterer Steuerbeamter), Organisten und Stadtmusikus‘ Gottfried (oder Georg?) Hartknoch und der Elisabeth geb. Wehle geboren. Er hatte noch eine Schwester, die bereits vor seiner Geburt verstarb (1736), und zwei Brüder: Johann Christian und Gottlieb. Die Kinderjahre verbrachte Johann Friedrich in ärmlichen Verhältnissen in Goldap, einer Kleinstadt mit etwa 2200 Einwohnern, diedurch Lage im äußersten Osten– nahe an der polnisch-litauischen Grenze – multikulturell geprägt war. Dort besuchte er die Pfarrschule und soll ein sehr fleißiger Schüler gewesen sein, da ihn der seinerzeitige Direktor Schulz für ein Studium in Königsberg vorschlug. Ab 1755/1756 studierte er Jura und Theologie in Königsberg. Dort hörte er etwa Vorlesungen der Mathematik bei Friedrich Johann Buck, Logik bei Johann David Kypke, Griechisch bei Friedrich Samuel Bock und Theologie bei Theodor Christoph Lilienthal. Es war die Zeit, als auch Jakob Friedrich Hinz (Buchhändler) und Theodor Gottlieb von Hippel (Politiker und Schriftsteller) an der Albertina eingeschrieben waren. In der gleichen Zeit begann zudem Immanuel Kant seine Laufbahn an derselben Universität und las dort über Philosophie, Physik und Geographie. Hartknoch musste sein Studium selbst finanzieren und arbeitete deshalb zuerst als Hilfskraft beim Kaufmann Weisen, später als Lehrer bei Professor Buck und 1761 als Erzieher und Klavierlehrer des späteren Komponisten Johann Friedrich Reichardt. Bereits 1757 wurde Johann Friedrich Freimaurer und schloss dort Bekanntschaft mit dem Buchhändler/Verleger Johann Jakob Kanter sowie auch mit Hinz und Huppel. Ebenfalls erlebte er die Zeit der russischen Besatzung Königsbergs von 1758-1762 im Rahmen des Siebenjährigen Krieges. In Kanters Buchhandlung verkehrten seinerzeit Geistesgrößen wie Immanuel Kant oder Johann Gottfried Herder, der 1762 nach Königsberg kam. Für Hartknoch ergab sich 1761 eine Gelegenheit, Kanter in seiner Buchhandlung zu vertreten, der zur Ostermesse nach Leipzig fuhr. Die neue Tätigkeit gefiel ihm so sehr, dass er gar sein Studium an den Nagel hing, um fortan in der Buchhandlung tätig zu sein. Etwa 1762/1763 sollte Hartknoch im Auftrage Kanters eine Filiale in Mitau leiten, die er dann um etwa 1766/67 übernahm. Ab 1765 eröffnete Johann Friedrich in Riga seine eigene Buchhandlung, siedelte 1767 dorthin über und schloss später (1769) die Filiale in Mitau. Ebenfalls 1767 heiratete Johann Friedrich Hartknoch Anna Benigna Mehmel aus Mitau. Aus dieser Ehe ging 1768/69 der spätere Verleger Johann Friedrich Hartknoch der Jüngere hervor. Riga, das als Folge des Großen Nordischen Kriegs Teil des russischen Reichs geworden war, zählte damals etwa 20 000 Einwohner (zumeist Deutsche und Letten), erlebte durch seine gute Anbindung an die Ostsee einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und wuchs bevölkerungsmäßig sehr stark. Auch das kulturelle Leben entwickelte sich über die Jahre weiter (Zeitungen, Buchhandel, Theater, Unterhaltungsklubs etc.). Vor diesem Hintergrund muss man sich das Wirken Hartknochs in dieser Stadt vorstellen. So gab es bereits Konkurrenz in Form der Druckerei und Buchhandlung von Gottlob Christian Frölich, deshalb konzentrierte sich Johann Friedrich Hartknoch auf „ausländische“ Literatur. Die Bücher wurden aus Leipzig, Berlin, Königsberg beschafft und im Baltikum und in Russland verkauft. Die Verlagstätigkeit begann 1765 mit den ersten Verlagsprospekten. Besonders für Russland war er wichtigste Quelle deutscher Literaturund umgekehrt für in Russland erschienene deutsch- und russischsprachige Werke (z. B. „Physikalische und Medizinische Abhandlungen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg“ (Riga, 1782), „Russische Bibliothek zur Kenntnis des gegenwärtigen Zustandes der Literatur in Rußland“(1772-1789, St. Petersburg [u.a.], Leipzig) oder „Alte russische Geschichte von dem Ursprünge der russischen Nation bis auf den Tod des Großfürsten Jaroslaws des Ersten oder bis auf das Jahr 1054“ (Riga/Leipzig, 1768, von Michail Lomonosov). Dabei versendete er großzügig Kataloge und Ansichtsexemplare, bildete ein Netz von Zwischenhändlern und betrieb systematisch umfangreiche Werbung. Schon kurz darauf wurde seine Buchhandlung/Verlag „zu einem Zentrum des geistigen Lebens der Stadt“. Hartknoch verlegte die Livländischen Jahrbücher (1781) von Friedrich Konrad Gadebusch, die Nordischen Miscellaneen (1781-1791), aber auch die Topographischen Nachrichten (1774) von August Wilhelm Hupel oder das Kartenwerk (1798) von Ludwig August Graf Mellin sowie Golgotha und Scheblimini. Von einem Prediger in der Wüste (1784) von Johann Georg Hamann. Ebenfalls verlegte er die Hauptwerke Kants (Kritik der reinen Vernunft, 1781) und Herders (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, 1784-1791), die er seit seinen Königsberger Tagen gut kannte. Besonders mit Herder verband ihn eine innige Freundschaft: So förderte er die Übersiedlung Herders nach Riga, vermittelte ihm 1764 eine Stelle an der Domschule und finanzierte auch seine Reisen in Europa und Herder lieferte ihm zahlreiche Schriften, die Hartknoch verlegen durfte. Ab 1767 verlegte er auch Musikalien des Kompositionen Johann Friedrich Reichardt und Klaviermusik der Bach-Söhne. Die Zeit von etwa 1770-73 war von großen Schicksalsschlägen geprägt. Innerhalb kurzer Zeit verstarben drei Söhne im Säuglingsalter sowie die Ehefrau im Alter von nur 22 Jahren, sodass Hartknoch 1774 nochmal heiratete: Albertine Toussaint, Tochter eines Königsberger Kaufmanns. Aus dieser Ehe gingen eine Tochter und drei Söhne hervor, von denen wohl zwei auch wieder früh verstarben. Johann Friedrich Hartknoch verstarb 48-jährig Anfang April 1789 in Riga, bedingt durch eine alte, wieder hervorgetretene Lungenkrankheit und Stress. Er wurde auf dem Rigaer Gemeindefriedhof der St. Petri-Kirche bestattet. Das Grabmal ist auch heute noch auf dem „Großen Friedhof“ (lettisch: Lielie kapi) erhalten. Sein Sohn übernahm später den Verlag und verlegte diesen später aufgrund der 1797 in Russland verhängten strengen Zensur nach Leipzig. ![]() Buchauszug "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" von Johann Gottfried Herder, verlegt durch Johann Friedrich Hartknoch.
Bildnachweis: Silhouette: Digitaler Nachschnitt nach:https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Hartknoch#/media/Datei:Johann_Friedrich_Hartknoch_(der_%C3%84ltere).jpg Buchauszug: Digitalisat (Bayerische Staatsbibliothek) des Buches „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. 1“ aus dem Jahr 1784 von Johann Gottfried Herderaus dem Bestand der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Quelle: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11216771?page=10,11 Quellen: Ostdeutsche Gedenktage 1965, Bonn, S. 49. Johann Friedrich Hartknoch : 1740-1789, Rietz, Henryk, 1983, Berlin, S. 89-99: https://kpbc.umk.pl/dlibra/publication/156418/edition/159698/content Forstreuter, Kurt, "Hartknoch, Johann Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 717 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124244300.html#ndbcontent https://kulturstiftung.org/biographien/hartknoch-johann-friedrich-2 http://www.zeno.org/Schmidt-1902/A/Hartknoch,+Johann+Friedrich https://weber-gesamtausgabe.de/de/A080021.html https://freunde-kants.com/articles/die-bedeutung-der-freimaurerei-im-konigsberg-des-18-jahrhunderts/ https://bbld.de/0000000122775374 https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Hartknoch,_Johann_Friedrich https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Hartknoch https://www.facebook.com/groups/191463767603826/posts/6601727173244088/ |