Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
Kalenderblatt

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November 2024

Max Halbe – 80. Todestag


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Historische Kalenderblätter

Robert Budzinski - 65. Todestag

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* 5. April 1874 in Klein-Schläfken, Kreis Neidenburg  

† 27. Februar 1955 in Marburg

 

 

Robert Budzinski wurde am 5. April 1876 im Dorf Klein-Schläfken im Kreis Neidenburg als Sohn des Landlehrers (mit gleichem Namen) Robert Budzinski geboren. Schon früh zeigte sich seine Begabung für das Zeichnen und Schreiben. In der Grundschule half er schwächeren Schulfreunden und seinen jüngeren Geschwistern das Lesen zu erlernen und verfasste erste romanähnliche Texte. Er besuchte das Gymnasium in Neidenburg und stach besonders durch sein Zeichentalent im Unterricht heraus. Er erhielt mehrere Stipendien, die ihm den Besuch der Kunstakademie zu Königsberg i. Pr. ermöglichten. Die Kurse in Landschaftsmalerei von Max Schmidt, dem stellvertretenden Direktor der Königsberger Kunstakademie und angesehenen Landschaftsmaler, inspirierten Budzinski in besonderem Maße.

 

„Wollen Sie eine Landschaft malen“, sagte Professor Schmidt zu uns, „so denken Sie, es ist ein Mädchen, das Sie heiraten wollen, sehen Sie die Landschaft des Morgens, Mittags, Abends, trübe, lachend, finster, von allen Seiten, dann setzen Sie sich hin und malen Sie.“ Das ist ein sehr guter Rat, fürs Heiraten und fürs Malen, und ich habe ihn deshalb nie befolgt.“

 

Nach seinem Studienabschluss übersiedelte er nach Berlin und ergriff den Beruf des Lehrers. Hier unterrichtete er in den Fächern Deutsch, Rechnen, Naturkunde, Latein, Geschichte und Zeichnen. Seine Lehrtätigkeit fiel in die Zeit der Wandervogelbewegung, zu der er sich stark hingezogen fühlte.

 

„Die Wandervogelbewegung, dieser letzte Ausläufer der deutschen Romantik, und ich ergab mich ihr ganz. Ich wanderte mit den jungen Scharen, zupfte Gitarre und kochte im Freien. Aus der Anrede „Herr Oberlehrer“ ward dann das „Du“, von den kleinsten Knirpsen mit Hochgefühl gebraucht. Mein Disziplinhalten hat dadurch nicht gelitten, denn es war da nichts zu verderben, aber ich verdarb es gründlich mit meinem Lehrerkollegium, denn ich mußte die Schulsünden meiner Ortsgruppe vor ihm vertreten.“

 

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Budzinski nach Ostpreußen zurück und lebte mit seiner Frau und seinen vier Kindern (zwei Töchter und zwei Söhne) in Königsberg. Im eigenen Garten legte er für seine künstlerischen Arbeiten eine Blumenanlage und ein Rosarium an und beschäftigte sich im eigenen Garten mit Obstbaumzucht. Die erste Veröffentlichung seiner Grafiken erschien 1919 im Verlag Erich Matthes in Hartenstein und Leipzig unter dem Titel: „Geister- und Gespensterbuch - Die gebräuchlichsten Geister und Gespenster nach der Natur dargestellt für Dichter, Maler und Brautleute.“ In den 1920er Jahren betätigte sich Budzinski auch als Schriftsteller und gab im Carl Reißner Verlag die drei Bücher: „Entdeckung Ostpreußens“, „Kuri-neru“ und „Der Mond fällt auf Westpreußen“ heraus, die er mit eigenen Zeichnungen ausschmückte.

 

„Es sind Werke, die alle Aussicht haben, in die Weltliteratur überzugehen, denn sie behandeln das ewige Menschheitsproblem von der Schönheit und zugleich Verlassenheit Ostpreußens, einer Provinz der Deutschen Republik, nahe am Nordpol.“

 

Als Maler schuf Budzinski mit Vorliebe Landschaftsbilder, Blumen und Portraits, die er auch für seine Auftraggeber gegen Bezahlung malte, um sich finanziell über Wasser zu halten. Auf dem Gebiet der Kunstgrafik zeichnete er mit beinahe allen vorkommenden Techniken und so entstanden aus seiner Hand zahlreiche Lithographien, Holzschnitte, Radierungen und Holzschnitte. In seiner Autobiographie beschreibt er das Arbeiten mit der Druckgraphik als

 

„das Vergnügen an der glänzenden, glatten Oberfläche von Metallplatten, Holzstöcken oder Steinen. Das Hantieren darauf, das Beseelen dieser mystischen, oft geheimnisvoll schimmernden Oberfläche, sie zum Sprechen zu bringen durch genaue Kenntnis ihrer Verwundbarkeit auf chemischem und physischem Wege, immerfort Neues, oft Überraschendes aus solcher Ebene herauszuholen, ihre Geheimnisse zu ergründen, alle Möglichkeiten durchzuproben und zuletzt – zur größten Einfachheit zurückzukehren.“

 

Mit Emil Stumpp, einem der bekanntesten deutschen Pressezeichner in der Zeit der Weimarer Republik, gab er ab 1925 Kunstmappen mit Zeichnungen von ostpreußischen Burgen und ostpreußischen Typen heraus. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Emil Stumpp mit einem Berufsverbot belegt, dass auch Budzinski drohte. Fortan konzentrierten sich beide auf die Herausgabe der Zeitschrift „Geister und Gespenster“ mit zahlreichen Zeichnungen aus dem mystischen Sujet. 1945 floh Robert Budzinski mit seiner Familie aus Ostpreußen und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1955 in Marburg.

 

Sein Nachlass, bestehend aus zahlreichen Zeichnungen und schriftstellerischen Werken, befindet sich heute im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Marburg. Das Kulturzentrum Ostpreußen besitzt zahlreiche Werke von Robert Budzinski, von denen einige in der Dauerausstellung zu sehen sind.

 

 

 


Verfasser: Andreas Küstner, M.A.

Abbildungen: Bildarchiv Kulturzentrum Ostpreußen

Zitate: Selbstdarstellung Budzinskis in „Westermanns Monatshefte“, Ausgabe: November 1929

Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen.