Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
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Dezember 2024

Ludwig Pietsch – 200. Geburtstag


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Historische Kalenderblätter

Ludwig Pietsch – 200. Geburtstag

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Dezember 2024



Schriftsteller, Maler
* 25. Dezember 1824 in Danzig
† 27. November 1911 in Berlin

Ludwig Pietsch wurde am 1. Weihnachtstag des Jahres 1824 als Sohn eines Regierungssekretärs in Danzig geboren.
Über das Elternhaus und seine frühen Jahre ist leider wenig bekannt, außer dass der Vater bei der Schlacht von Katzenbach 1813 schwer verwundet wurde und der Großvater Kriegsrat und Kommissar Friedrichs der Großen bei der Landinbesitznahme in Elbing war und beide enge, auch verwandtschaftlich bedingte Verbindungen zum Döberner Pfarrhaus (bei Preußisch Holland) unterhielten, in dem auch Ludwig Pietsch immer wieder Zeit verbrachte, wie z. B. ein siebenwöchiger Aufenthalt im Jahre 1844.
Pietsch absolvierte die Kunst- und Gewerbeschule in Danzig und studierte von April 1841 – April 1843 in Berlin an der vom Bildhauer Gottfried von Schadow geleiteten Kunstakademie, die er ohne Abschluss verließ, um in das Atelier der Porträtmalers Otto einzutreten.
Durch die Vorgänge des Revolutionsjahres 1848 sowie den plötzlichen Tod des Vaters und „gütigen Erhalters“ unterbrach Pietsch seine künstlerischen Studien und war fortan auf sich alleine gestellt.
Trotzdem heiratete er 1849 eine 6 Jahre jüngere Frau, die ihm auch in den schwierigen Jahren „des Elends, des Hungers, des vergeblichen Ringens…“, die bis etwa 1852 andauern sollten, einen ersten Jungen gebar (von später insgesamt 6 Kindern) und ihm stets loyal zur Seite stand. Der noch unfertige Künstler beschränkte sich zuerst nur auf Zeichnungen und Illustrationen nach Auftrag, da Farben und Leinwand teuer waren. In dieser Zeit half Pietsch seiner Frau beim Anfertigen von Puppen und vertiefte sich nebenbei in etliche literarische Klassiker seiner Zeit.
Der Knoten platzte erst, als Pietsch einige seiner Zeichnungen mit Begleittexten versuchsweise an die Illustrierte Zeitung nach Leipzig schickte, woraufhin diese Interesse an seinem Talent fand.
Dazu kamen andere Aufträge und das Knüpfen neuer Beziehungen zu einflussreichen Menschen wie dem Politiker John Prince Smith und dem Verleger Franz Duncker sowie dessen Frau Lina und zahlreichen weiteren Persönlichkeiten des Dunckerschen Kreises, die Pietsch auch „literarisch infizierten“.
Ludwig Pietsch illustrierte/zeichnete u. a. 1853 die Rittergutsbesitzertochter Betty Tendering, 1855 den Entwurf einer Goethe-Schiller Statue nach Christian Daniel Rauch, dann für die bei Franz Duncker 1858 erschienen Grimmschen Kinder- und Hausmärchen, um 1860 Dunckers Ehefrau Lisa und die Werke des Bildhauers Reinhold Begas, um nur einige Beispiele zu nennen.
Dann aber schrieb Pietsch auch für die Haude- und Spenersche Zeitung, für den Grenzboten und die Berliner Allgemeine Zeitung, womit er zunehmend „den Stift mit der Feder“ vertauschte, was ihn ab Ende der 1850er Jahre zum „halben“ Schriftsteller werden ließ.
1863 kam er für ein halbes Jahr als Korrespondent nach Paris.
Ab 1864 war er Feuilletonist der Vossischen Zeitung.
Dabei lagen seine Schwerpunkte auf Kunstkritiken, Reiseberichten und Gesellschaftsreportagen.
Die Themen reichten vom gesellschaftlichen und kulturellen Leben in Berlin, über den deutsch-französischen Krieg 1870/71 aus dem Hauptquartier des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, die Eröffnung des Suez-Kanals 1869, Reisen zu den Ausgrabungen in Olympia/Griechenland (1876) bis hin zur Begräbnisfeier des ermordeten Kaisers Alexander II. von Russland in Sankt Petersburg (1881) und zum Sultan von Marokko (1877).
Pietsch lernte den russischen Dichter Iwan Sergejewitsch Turgenew während dessen Deutschlandaufenthalts kennen, der über ihn sagte, er sei „der erste Feuilletonist Deutschlands“.
Ab 1870 waren der Schriftsteller Theodor Fontane und Ludwig Pietsch Kollegen bei der Vossischen Zeitung. Beide schrieben übereinander.
Während Pietsch nach Fontanes Tod 1898 einen persönlichen Nachruf auf ihn schrieb, schätzte ihn Fontane „als das größte journalistische Talent“, das er je kennenlernte sowie für „die Fülle lebendig geschilderter Menschen von zum Teil kompliziertem Charakter“.
Pietsch begegnete auch dem Schriftsteller Theodor Storm, vom dem er 1861 eine Zeichnung anfertigte, auf der Storm lesend auf einer Bank sitzt.
Zu Pietschs 70. Geburtstag verlieh Kaiser Wilhelm II. ihm den Professorentitel. (1894)
Ludwig Pietsch starb Ende November 1911 in Berlin.
Pietsch, der vom Zeichner zum Kunstkritiker und Feuilletonist avancierte, zeichnete sich durch hervorragende Berichterstattung über das kulturelle Leben seiner Zeit aus, womit sich die Frage stellt:
„Was hat Pietsch nicht gesehen, wen hat er nicht gekannt?! – es wäre fast schwerer aufzuzählen, als das Gegenteil.“

Julius Stettenheim widmete Pietsch anlässlich seines 80. Geburtstages 1904 folgendes Gedicht:

Kurze Biografie:
Vom Stift des Zeichners mächtig hat
Es einst zur Feder Dich getrieben:
Du hast Dich ausgezeichnet, Kamerad,
Und Dich dann auch nicht ausgeschrieben.

Schriftliche Werke (Auswahl):
Aus Welt und Kunst: Studien und Bilder, 2 Bde. Jena, 1867.
Von Berlin bis Paris, Kriegsbilder (1870-1871), Berlin, 1871.
Nach Athen und Byzanz, Ein Frühlingsausflug. Berlin, 1871.
Orientfahrten eines Berliner Zeichners, Berlin, 1871.
Marokko. Briefe von der deutschen Gesandtschaftsreise nach Fez im Frühjahr 1877, Leipzig, 1878.
Wallfahrt nach Olympia im ersten Frühling der Ausgrabungen (…). Reisebriefe, Berlin, 1879.
Andreas Achenbach. Breslau, 1880.
Paul Meyerheim. Breslau, 1881.
Die deutsche Malerei der Gegenwart auf der Jubiläums-Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin 1886. München, 1886.
Die Malerei auf der Münchener Jubiläums-Kunst-Ausstellung 1888. München, 1888/1889.
Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens. 2 Bd., Berlin, 1893/1894.
Aus jungen und alten Tagen. Berlin, 1904.

Bildliche Werke (Auswahl):

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Betty Tendering, Portrait, 1853.

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Ankunft der Füchse „unterm Markt“ in Jena: Aus Fritz Reuters jungen und alten Tagen : Neues über des Dichters Leben und Werden auf Grund ungedruckter Briefe und kleiner Dichtungen. Bd. 3 (Schluss-Bd.), Illustration, 1901.

Quellen:
Wie ich Schriftsteller geworden bin, 2. Aufl., Berlin, 1898.
Aus der Heimat und der Fremde, Berlin, 1903.
https://digital.zlb.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:109-1-15466516
Ostdeutsche Gedenktage, Bund der Vertriebenen, Bonn, 1974.
Das Ostpreußenblatt, Jahrgang 35, Folge 50, 15. Dezember 1984, S. 12.
Das Ostpreußenblatt, Jahrgang 51, Folge 32, 12. August 2000, S. 9.
Deutsche Dichtung, 17. Band, Berlin, 1895.
Ludwig Pietsch zum 80. Geburtstage, 25. Dezember 1904. Berlin, 1909.
https://kulturstiftung.org/biographien/pietsch-ludwig-2
https://kulturstiftung.org/biographien/pietsch-ludwig-3
https://de.wikisource.org/wiki/Boetticher:Pietsch,_Ludwig
https://stormmuseum.de/der-groesste-schatz/
https://www.perlentaucher.de/buch/ludwig-pietsch/wie-ich-schriftsteller-geworden-bin.html
Bilder: Wiki Commons/gemeinfrei