Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

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Dienstag–Sonntag
10–12 und 13–17 Uhr
(April–September)


10–12 und 13–16 Uhr
(Oktober–März)

Telefon 09141 86440
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Inhaber bay. Ehrenamtskarte und Entdeckerpass

Historische Kalenderblätter

Erich Behrendt - 115. Geburtstag

 

 

 

 

November 2014



Erich Behrendt (* 13.11.1899 in Wehlau; † 3.11.1983 in Erlangen)

 

 

Erich Behrendt wurde am 13. November 1899 in Wehlau/Ostpreußen geboren. Nach dem Besuch des Löbenichtschen Realgymnasiums in Königsberg und dem Dienst als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg (1917/18) bewarb er sich an der Staatlichen Kunstakademie in Königsberg, wo er unter Aufsicht des namhaften Kunstprofessors Arthur Degner eine Ausbildung zum Portraitmaler erfolgreich abschloss. Ein Staatsstipendium der Herzfeld-Stiftung trug danach zum Erfolg der ersten Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde wesentlich bei. Angesehene Künstler, wie Max Liebermann, wurden fortan auf Erich Behrendt aufmerksam. Sie legten dem 25-jährigen Talent einen Umzug nach Berlin nahe, um seine Gemälde in größeren Einrichtungen, wie der Berliner Sezession, ausstellen zu können. In der Hauptstadt lernte Behrendt weitere Künstler, wie Ernst-Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff, kennen, die ihn in seiner weiteren Entwicklung eminent beeinflussten. Angesehene Institutionen, wie die Preußische Staatsbibliothek und die Berliner Museen, erwarben seine Grafiken und Portraits. Erich Behrendt kam die allgemeine kulturelle Entfaltung in den 1920er Jahren sehr entgegen. Namhafte Verlage und Persönlichkeiten engagierten ihn bis 1932 für zahlreiche Projekte, ehe die Nationalsozialisten damit begannen, ihn und seine Werke im Zuge der politischen Gleichschaltung zu diffamieren. Nur wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Behrendt schließlich als Reservist in die Wehrmacht eingezogen. Ein Bombenangriff auf Berlin brachte die komplette Vernichtung des privaten Bildbestandes mit sich. Zur selben Zeit bereiteten sich die ersten Bewohner in Ostpreußen auf die beschwerliche Flucht nach Westen vor. Seine Frau Charlotte verließ noch im Herbst 1944 zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn Hans die ostpreußische Heimat Wehlau. Von ihm erfuhr er im Mai 1945 schließlich die tragische Nachricht, dass seine Frau Charlotte auf der Flucht verstorben war.

 

 

 

 

Erich Behrendt, 1939

 

 

 

In der von Entbehrungen geprägten Nachkriegszeit zeichnete Erich Behrendt zahlreiche Bilder, die er auf den Märkten gegen Lebensmittel eintauschte. Mit bescheidenen Mitteln baute er sich im holsteinischen Wilster eine neue Existenz auf, nachdem die gröbsten finanziellen Sorgen überwunden waren. Ab 1948 arbeitete er als Mitglied des Künstlerbundes Steinburg an der örtlichen Volkshochschule. Bereits ein Jahr später folgte die Hochzeit mit seiner zweiten Frau Irene Fröhlich. Um beruflich stärker wahrgenommen zu werden, zogen beide 1951 nach Hamburg, wo Behrendt als freischaffender Künstler tätig war. Hier knüpfte er erstmals wieder da an, wo er 1933 aufgehörte hatte: er illustrierte, aquarellierte und malte in Öl, wo er nur konnte. Regelmäßig zeichnete er unter anderem für das »Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt«, das ihm die erforderlichen Freiheiten überließ. Verlage aus dem In- und Ausland interessierten sich für die Illustrationen des Künstlers, die man in vielen Zeitungen und Zeitschriften in jener Zeit entdecken konnte. Seine große Begabung, verschiedenste Motive mit Hilfe von wenigen Strichen zu skizzieren, ohne dabei die Texte in den Hintergrund zu drängen, verlieh vielen Publikationen einen besonderen Charakter. Zahlreiche Bücher, wie »So zärtlich war Suleyken« (S. Lenz) und »Deutschland, deine Ostpreußen« (H. H. Kirst), wurden von ihm illustriert. Bekannte Schriftsteller der Nachkriegszeit wollten seine Zeichnungen in ihre Erzählungen aufnehmen. Erich Behrendt publizierte aber auch eigene Schriften, darunter »Postille 53« (1953), »Ein Tag sagt es dem andern – Das Kirchenjahr in Bildern« (1959) und »Tessin – Skizzen und Impressionen« (1965). Zeichnungen zu Werken von Balzac, Dostojewski und Gogol entstanden, die eine hohe Kunst im Festhalten von Bewegungen sowie im Einfangen von Stimmungen offenbarten. In die Hamburger Zeit fielen erstmals auch Studienreisen nach Italien, Griechenland und in die Türkei. Regelmäßige Sommeraufenthalte im Tessin und in Österreich schufen neue Anregungen für Öl- und Aquarellmalereien. In diesem Kontext entstanden ausdrucksstarke Porträts, die bis heute faszinierende Einblicke in seine künstlerische Seele geben. Vor allem in den Wintergemälden von Hamburg und Fuhlsbüttel sowie auf den Ölbildern von Gandria und Orselina im Tessin kann man dies besonders gut sehen. Erich Behrendt erhielt in seinem Leben zahlreiche Ehrungen. Besonders freute er sich 1966 über die Verleihung des Kulturpreises der Landsmannschaft Ostpreußen in der Kategorie Bildende Kunst. In dieser Zeit gab es fast keine Ausgabe des »Ostpreußenblattes« ohne eine Zeichnung von ihm.

 

 

 

 

 

 

1967 wechselte Erich Behrendt noch einmal den Wohnsitz. Weit weg von der pulsierenden Hafenstadt Hamburg entschied er sich, in die mittelfränkische Ortschaft Langlau zu ziehen. Der 68-jährige fand in der weitgehenden Abgeschiedenheit die gewünschte Ruhe, um sich der Malerei widmen zu können. Das ländliche Franken erinnerte ihn zudem an seine alte ostpreußische Heimat. In Langlau konzentrierte sich Erich Behrendt vor allem auf die Aquarellmalerei, die er im Vergleich zu anderen Gestaltungsmethoden über alles liebte. Neue Lebensbereiche standen nun im Vordergrund: Die fränkische Landschaft im Spiel der Jahreszeiten, aber auch die mühsame Arbeit der Bauern bei der Kartoffelernte und beim Einfangen der Tiere. Motive von Menschen standen in den Gemälden ebenso so sehr im Mittelpunkt wie die Natur. Vor allem in den letzten Lebensjahren kamen zudem noch viele ostpreußische Motive aus der Erinnerung hinzu. Kurz vor seinem 84. Geburtstag verstarb Erich Behrendt am 3. November 1983 in Erlangen. Gebettet zur letzten Ruhe wurde er auf dem Friedhof in Langlau; seiner »zweiten Heimat« fern ab von Ostpreußen, die in vielen Punkten der ersten sehr ähnlich war.

 

 

 

 


Langlau im Winter

 

 

 

Bauern bei der Kartoffelernte

 

 

 

Von Berlin aus kümmert sich heute Sohn Hans um das künstlerische Vermächtnis des Malers. Zum 100. Geburtstag von Erich Behrendt 1999 unterstützten er und seine Familie, neben vielen anderen, das Kulturzentrum Ostpreußen bei der Umsetzung einer Ausstellung, bei der zahlreiche Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen des Malers innerhalb des Kunstforums Fränkisches Seenland in Gunzenhausen präsentiert wurden. Zur Vernissage kam auch sein alter Freund Siegfried Lenz.




Schriften:



Behrendt, Erich: Postille 53, Hamburg 1953.

 

Behrendt, Erich: Ein Tag sagt es dem andern – Das Kirchenjahr in Bildern, Hamburg 1959.

 

Behrendt, Erich: Tessin – Skizzen und Impressionen, Hamburg 1965.



Literatur:



Franke, Andreas; Schmidt, Michel: Leben und Werk des Künstlers Erich Behrendt, Gunzenhausen 1989.

 

Kunstforum Fränkisches Seenland; Kulturzentrum Ostpreußen Ellingen/Bay.: Erich Behrendt. Ein ostpreußischer Künstler in Franken, Gunzenhausen 1999.