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Historische Kalenderblätter
Käthe Kollwitz - 70. Todestag
April 2015 *8. Juli 1867 in Königsberg; †22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden
Wissen Sie wer Käthe Kollwitz war? Würde man jüngere Generation danach befragen, würden sicherlich viele ihren Namen kennen, wohl aber nur wenige eine treffende Antwort geben über das Wesen und die Leistungen dieser Frau. In Gedenken an den 70. Todestag von Käthe Kollwitz blickt das Kalenderblatt auf das Leben einer großen Künstlerin zurück, das geprägt war von der Kunst und dem Kampf gegen soziale Missstände.
Käthe Schmidt, nach der Hochzeit Kollwitz, wurde am 8. Juli 1867 als fünftes Kind der Eheleute Carl Heinrich und Katharina Schmidt am Weidendamm 1b im Königsberger Stadtteil Lomse geboren. Trotz etlicher Schicksalsschläge ging es der Familie finanziell gut. Der Vater sorgte als Maurermeister und Prediger zusammen mit der Mutter für ein geregeltes Einkommen, so dass die Kinder Konrad (geb. 1863), Julie (geb. 1865), Lise (geb. 1870) und Käthe eine bürgerliche Erziehung genießen konnten. Ab 1881 erhielt die kleine Käthe in Königsberg Kunstunterricht, an den sich ein Kunststudium in Berlin und München anschloss. Zu den vielen Persönlichkeiten, die das Mädchen damals kennenlernte, gehörte auch der vier Jahre ältere Mediziner Karl Kollwitz, der mit seiner freundlichen Art schnell ihr Herz eroberte. Der Eheschließung am 13. Juni 1891 folgte der Umzug nach Berlin, wo sie über ein halbes Jahrhundert lebten und die Söhne Hans (geb. 1892) und Peter (geb. 1896) zur Welt kamen. 1893 veröffentlichte sie ihre ersten Werke in einer Sonderausstellung des »Vereins der XI«, woraufhin der bekannte Kunstkritiker Julius Elias die bis dahin noch unbekannte Käthe Kollwitz nachdrücklich lobte. Später wurde aus der Gemeinschaft von modernen jungen Künstlern die »Berliner Sezession«, deren Vorsitz Max Liebermann einnahm und in der Käthe Kollwitz ein aktives Mitglied wurde. Künstlerische Impulse gaben ihr zu dieser Zeit verschiedene Begegnungen mit Gerhard Hauptmann, der mit seiner dialektgefärbten Sprache die junge Künstlerin begeisterte. Seine Erzählungen offenbarten genau jene Motive, die sie selbst mit ihren Grafiken darstellen wollte: das natürliche, unverfälschte Leben des Proletariats mit all seinen Nöten und Problemen.
Die darauffolgenden Jahre gehörten zu den fruchtbarsten ihrer kreativen Schaffenszeit, wobei sie mit ihren realistischen Bildmotiven vor allem in den oberen Schichten oftmals aneckte. Kaiser Wilhelm II. verachtete ihre Werke als »Rinnsteinkunst«, die seinem sentimental-pathetischen Kunstverständnis nicht entsprachen. 1906 weigerte sich Kaiserin Auguste die Ausstellung »Deutsche Heimarbeit« zu besuchen, weil sie das verhärmte Frauengesicht auf dem Werbeplakat, welches Käthe Kollwitz entworfen hatte, als unpassend empfand. Mehrmals unternahm sie Anläufe, ihre Techniken zu perfektionieren. Mit dem Ziel, nur das Wesentliche auszusagen und alles Unwesentliche wegzulassen, wendete sie sich der Plastik zu. Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges erschütterten sie sehr, da sie sich große Sorgen um ihre Söhne machte. Während Hans mit seinen 23 Jahren unverzüglich eingezogen wurde, meldete sich der 18-jährige Peter gegen ihren Willen freiwillig zum Kriegsdienst. In vorausahnender Sorge erreichte sie am 23. Oktober 1914 die Nachricht, dass ihr geliebter Peter bei Dixmuiden in Belgien gefallen war. Die Meldung ließ Käthe Kollwitz nicht mehr los: »In unser Leben ist ein Riß gekommen, der nie wieder heil wird«. Als ihr Hans bei Kriegsende schließlich ohne größere Verletzungen nach Hause kam, war sie umso mehr erleichtert. Als Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und Trägerin des Ordens »Pour le Mérite« für Wissenschaft und Kunst, reiste sie neben ihrer Arbeit oft nach Russland, wo sie Ruhe und Inspiration vorfand. Schon früh las sie viel und gerne russische Literatur. Sie bewunderte Gorki und brachte Verständnis für das Leid des russischen Proletariats auf. Ihre Kunst wurde daraufhin früh erkannt und sehr geschätzt. Offen bekannte sie sich zu den Lehren des Sozialismus, der ihrer Ansicht nach soziale Gleichheiten erzeugt und gesellschaftliche Missstände bekämpft. Auf einem Gedenkblatt für Karl Liebknecht beschrieb sie ihre tiefe Bestürzung bezüglich des gegenseitigen Hasses in der Welt. Sie sehnte sich nach »einem Sozialismus, der die Menschen leben lässt«. Ein Anliegen, das sich in ihren Werken widerspiegelte.
Anfang der 1930er Jahre erkannte sie frühzeitig die gefährliche Lage, in der sich das Land befand. Aufgrund ihrer engen Kontakte zu den Sozialisten, wurde sie zwei Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler aus der Akademie der Künste ausgeschlossen. Besonders hart traf sie der Verlust ihres Ateliers: »Leben kann man ja ohne die Arbeit, aber das Leben ist ohne Saft und Kraft«. In den darauffolgenden Jahren wurden ihre Werke größtenteils zurückgehalten oder verunglimpft, da ihre leidgeprüften, blassen Frauenmotive den NS-Idealen einer stolzen Mutter keinesfalls entsprachen. Ihre Freunde blieben indes an ihrer Seite, was viele Briefe und Glückwunschtelegramme zum 70. Geburtstag 1937 belegen. Nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes Karl, am 19. Juli 1940, und dem Verlust ihres Enkels an der russischen Front vollendete Käthe Kollwitz mit der Lithografie »Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden« eines ihrer bekanntesten Werke. Es zeigt eine Arbeiterfrau in Form einer Madonna, die unter ihrem Mantel ihre Kinder behutsam schützt. Die Schrecken des Krieges, die ab 1942/43 das »Dritte Reich« einholten, erlebte Käthe Kollwitz selbst durch mehrere Bombenangriffe auf Berlin. Nach der Evakuierung begab sie sich mit ihrer Enkelin schließlich nach Moritzburg bei Dresden. Immer wieder sprach sie Gedichte, die ihr wacher Geist behalten hatte, immer öfter beschäftigte sich mit dem eigenen Tod. Körperlich angeschlagen, verstarb Käthe Kollwitz am 22. April 1945 im Alter von 77 Jahren. Ihre beiden Enkelinnen Jutta und Jördis begleiteten die Überführung der Asche auf den Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde, wo sich das Grab noch heute befindet.
"Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind."
(Käthe Kollwitz, 1922)
"Die Gefangenen" v. Käthe Kollwitz (Radierung, 1921)
Weblinks
Käthe-Kollwitz Haus Moritzburg
Selbstzeugnisse (Auswahl)
Bohnke-Kollwitz, Jutta (Hg.): Käthe Kollwitz – Die Tagebücher 1908-1943. München 2012.
Hilscher, Eberhard; Hilscher, Ute (Hgg.): Würdigungen und Briefe von Käthe Kollwitz und Gerhart Hauptmann. Ost-Berlin 1987.
Kollwitz, Hans (Hg.): Tagebuchblätter und Briefe. Berlin 1948.
Kollwitz, Hans (Hg.): Ich will wirken in dieser Zeit. Auswahl aus den Tagebüchern und Briefen, aus Graphiken, Zeichnungen und Plastiken von Käthe Kollwitz. Frankfurt/Main-Berlin-Wien 1981.
Kollwitz, Hans (Hg.): Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken. Käthe Kollwitz – Ein Leben in Selbstzeugnissen. 3. Aufl. Hannover 1996.
Kollwitz, Käthe: Aus meinem Leben. München 1958.
Kollwitz, Käthe: Bekenntnisse. Leipzig 1981.
Monographien (Auswahl)
Bauer, Arnold: Käthe Kollwitz. Köpfe des 20. Jahrhunderts. Bd. 46. Berlin 1967.
Dobard, Raymond G.: Subject matter in the work of Käthe Kollwitz: The Investigation of Death motifs in Relation to traditional iconographic Patterns. Baltimore 1975.
Fecht, Tom (Hg.): Käthe Kollwitz. Das farbige Werk. Berlin 1987.
Fischer, Hannelore: Engagierte Kunst in der Frühphase der Weimarer Republik. Plakate und Flugblätter von Käthe Kollwitz 1919-1924. Köln 1984.
Florschütz, Susanne: Käthe Kollwitz. Bonn 1993.
Freiberger, Ernst: Ein Denkmal für Käthe Kollwitz. Berlin 2013.
Fritsch, Gudrun (Hg.): Käthe Kollwitz und Russland. Eine Wahlverwandtschaft. Berlin-Leipzig 2012.
Grimoni, Lorenz; Eggeling, Wolfram (Hgg.): Käthe Kollwitz – Königsberger Jahre. Einflüsse und Wirkung. Duisburg 2007.
Kearns, Martha: Käthe Kollwitz. Woman and Artist. New York 1976.
Kleberger, Ilse: Käthe Kollwitz »Eine Gabe ist eine Aufgabe«. 3. Aufl. München 1987.
Knesebeck, Alexandra von dem: Käthe Kollwitz. Die prägenden Jahre. Petersberg (Fulda) 1998.
Mair, Roswitha: Käthe Kollwitz - Leidenschaft des Lebens. Freiburg-Basel-Wien 2000.
Melzer, Reinhard; Frei, Gisela (Hgg.): Käthe Kollwitz in Moritzburg. Moritzburg 1985.
Verfasser: Marco Wachtel M.A. Abbildungen: Bildarchiv Kulturzentrum Ostpreußen Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen. |