Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

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Historische Kalenderblätter

Johann Friedrich Dieffenbach - 225. Geburtstag

 

 

 

 

Februar 2017



*1. Februar 1792 in Königsberg; 11. November 1847 in Berlin



Wer kennt nicht Doktor Dieffenbach, den Doktor der Doktoren? Er schneidet Arm‘ und Beine ab, macht neue Nas‘ und Ohren. (Berliner Stimme aus den 1840er Jahren)

 

 

Johann Friedrich Dieffenbach gehörte im Bereich der ärztlichen Heilkunst zu den führenden Medizinern des 19. Jahrhunderts. Seine Erfahrungen auf dem Gebiet der Transplantation, der Gesichtserneuerung und der Bluttransfusion veröffentlichte er in zahlreichen Fachschriften. Große Erfolge hatte er darüber hinaus auch in den Bereichen der Bruchoperation sowie der Darm- und Harnröhrenbehandlung. Nach seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor und leitenden Arzt an der Berliner Charité (1832) reiste er nach Frankreich und Österreich, wo er ebenfalls zahlreiche Operationen durchführte. Für seine Verdienste erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter den Monthyon-Preis des Institut de France und den Roten Adlerorden Dritter Klasse des Königreiches Preußen. Sein Aufsatz Der Äther gegen den Schmerz von 1847 gehört zu den Grundlagen der modernen Anästhesie. Darüber hinaus entwickelte Dieffenbach Methoden zur Schielbehandlung und zur Verlegung eines Katheders im linken Teil des Herzens. 1840 wurde er Direktor der Berliner Charité.

 

Geboren wurde Johann Friedrich Dieffenbach als einziger Sohn des Lehrers Konrad Philipp Dieffenbach und dessen Ehefrau Sophie am 1. Februar 1792 in Königsberg. Im Verzeichnis seiner Vorfahren finden sich mehrere lutherisch-evangelische Pastoren, die aus Südhessen stammten und nach der Säkularisation des Ordenslandes als Lutheraner nach Preußen kamen. Nach dem frühen Tod des Vaters, der am Collegium Fridericianum in Königsberg lehrte, zog die Mutter zusammen mit den Kindern Johann Friedrich und Philippine nach Rostock, wo der Junge die Große Lateinschule besuchte. 1812 wechselte er zum Studium der Theologie an die Universität nach Greifswald, von wo aus er als Freiwilliger der Mecklenburgischen Reitenden Jäger an den Kämpfen gegen Napoleon teilnahm. Den Kranken und Kriegsversehrten zu helfen, war eines seiner größten Anliegen, als er im Herbst 1814 an der Albertus-Universität Medizin zu studieren begann. Als gebürtiger Königsberger und Freiheitskämpfer Preußens kam er hierbei in den Genuss des Stipendiums Drummerianum und eines zusätzlichen königlichen Stipendiums. Unter Leitung des Anatomen von Baer und des Chirurgen Unger sammelte er erste medizinische Erfahrungen, wobei sein außerordentliches praktisches Geschick auffiel, das er im Selbstversuch mit der Transplantation von Haaren und Wimpern sowie im Anfertigen von Operationswerkzeugen aus Holz und Bernstein offenbarte. Im Frühjahr 1820 verließ Dieffenbach Königsberg, um in Bonn seine medizinischen Versuche unter dem bedeutenden Chirurgen Philipp von Walther fortzusetzen. 1821 reiste Dieffenbach nach Paris und an die berühmte Medizinschule von Montpellier, wo er seine Kenntnisse vertiefte. An der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg erlangte er am 19. Oktober 1822 seinen Doktorgrad mit einer Dissertation über die plastische Chirurgie (Nonnulla de regeneratione et transplantatione). Dank der Verbindungen zu Wilhelm von Humboldt konnte Dieffenbach anschließend in Berlin das Staatsexamen ablegen und sich als Mediziner niederlassen. Dem beruflichen Glück folgte das private mit der Ehelichung seiner Freundin Johanna Motherby im Jahre 1824. Die Verbindung verlief jedoch äußerst unglücklich und wurde 1831 bereits wieder geschieden. Die kurz darauf geschlossene zweite Ehe mit Emilie Friederike Wilhelmine Heydecker verlief mit der Geburt der Kinder Frida, Sophie und Alexander glücklicher. In der darauffolgenden Zeit entwickelte Johann Friedrich Dieffenbach die plastische Chirurgie im Bereich der Nasenrekonstruktion weiter. Auf der Durchreise nach St. Petersburg besuchte er 1843 noch einmal seine Geburtsstadt Königsberg, wo er vor dem versammelten Medizinkolleg der Albertina seine neuesten medizinischen Erkenntnisse vortrug.

 

Johann Friedrich Dieffenbach verstarb am 11. November 1847 an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Beisetzung fand auf dem Friedrichwerderschen Friedhof in Berlin statt. Die Gruft gehört heute zu den Ehrengräbern der Stadt. Seine Geburtsstadt Königsberg ehrte den »Vater der plastischen Chirurgie« 1916 und 1940 durch Straßenbenennungen. Seit 1989 verleiht die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen eine nach Dieffenbach benannte Medaille für Mediziner. Darüber hinaus erinnert eine Gedenktafel in der Universitätsklinik Heidelberg an die Verdienste Dieffenbachs.

 

 

 

Werke (Auswahl)

 

Der Äther gegen den Schmerz, Berlin 1847

Über das Schielen und die Heilung desselben durch die Operation, Berlin 1842

Physiologisch-chirurgische Beobachtungen bei Cholerakranken, Berlin 1834

Anleitung zur Krankenwartung, Berlin 1832

 

 

Literatur (Auswahl)

 

Dahm, Christoph: Johann Friedrich Dieffenbach. In: Ostdeutsche Gedenktage, Bd. 28, Königswinter 1992

 

Killian, Hans: Dieffenbach, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biografie (NDB), Bd. 3, Berlin 1957, S. 641-643

 

Schmidtke, Martin: Königsberg in Preußen. Personen und Ereignisse 1255 – 1945 im Bild, Husum 1997

 


Verfasser: Marco Wachtel M.A.

Abbildungen: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Dieffenbach#/media/File:Johann_Friedrich_Dieffenbach.jpg (Gemeinfrei)

Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen.