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Historische Kalenderblätter

Ernst Mollenhauer - 55. Todestag

 

 

 

April 2018



*27. August 1892 in Tapiau; †3. April 1963 in Düsseldorf


Es ist schwer, Worte über mein Werk zu finden, denn schließlich sollen meine Arbeiten allein alles aussagen. Sie sollen ein Spiegel meines Lebens sein. Ich will bei meinen Bildern den Dingen das Beiläufige nehmen und ihnen jene stille Form verleihen, in welcher der Geist ausruhen kann und Entdeckungen macht. (Ernst Mollenhauer, nach 1945)

 

Der ostpreußische Maler Ernst Mollenhauer war mehr als nur einer, der unter vielen am Ende des Zweiten Weltkrieges seine Heimat im Osten verlor. Die idyllische Landschaft der Kurischen Nehrung mit ihren hohen Sanddünen, den strohgedeckten Fischerhäusern und den dichten Kiefernwäldern prägte sein Leben. Sie bildete die Kulisse für zahlreiche Aquarelle und Ölgemälde, in denen »der Geist ausruhen kann und Entdeckungen macht«, wie er es selbst formulierte. Die besten Chancen, ihn zu treffen, hatte man im kleinen Fischerort Nidden, wo sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine einzigartige Künstlerkolonie befand. Künstler, Gelehrte und Schriftsteller wie Lovis Corinth, Wilhelm von Humboldt, Louis Passarge, Agnes Miegel und Thomas Mann fanden hier ihr Paradies auf Erden. Malern bot der Ort wegen seiner ständig wechselnden Farben die perfekte Grundlage für stimmungsvolle Landschaftsporträts.

 

Geboren wurde Ernst Mollenhauer am 27. August 1892 in Tapiau. Hier unterhielten seine Eltern gute Kontakte zu Lovis Corinth, der ein knappes halbes Jahrhundert zuvor ebenfalls in Tapiau geboren wurde. Corinth erkannte frühzeitig die zeichnerischen Talente des Jungen, weshalb er ihm ein Studium an der Kunstakademie in Königsberg ermöglichte. Im Ersten Weltkrieg als Soldat verpflichtet, kehrte Mollenhauer als Schüler von Arthur Degner 1919 wieder an die Königsberger Akademie zurück. Er wurde Mitglied der Künstlergruppe Der Ring und knüpfte zahlreiche Kontakte zu Malern wie Alexander Kolde und Max Pechstein. Immer öfter begab sich Mollenhauer in dieser Zeit auf die Kurische Nehrung, die er seit 1913 genau kannte. Im Hermann-Blode-Haus, dem zentralen Treffpunkt der Künstlerkolonie Nidden, lernte er das Mädchen Hedwig kennen, dessen Vater der Gasthofinhaber und Kunstfreund Hermann Blode war. Nach der Hochzeit (1920) beendete Ernst Mollenhauer zwei Jahre später sein Studium. In der New Yorker Dudensing Gallery erhielt er daraufhin die Gelegenheit, seine Werke erstmals einem größeren Publikum zu präsentieren. Gleichzeitig war er bestrebt, den ursprünglichen Charakter der Kurischen Nehrung zu erhalten und nach dem Tode Hermann Blodes als nächstfolgender Eigentümer des Hermann-Blode-Hauses den Künstlernachwuchs zu fördern. Die Jahre vergingen und den frostklaren Winternächten auf der Kurischen Nehrung folgten Jahre mit glühend heißen Sommertagen. Versuche, die streng geschützte Nehrung in den 1930er Jahren auszubauen, scheiterten und so blieb Nidden auch in den Folgejahren eine stille Oase. Für Ernst Mollenhauer änderte sich in seinem privaten Umfeld zunächst wenig. Erst nach der Rückgabe des von Litauen annektierten Memellandes an das Deutsche Reich (1939) wurden Mollenhauers Werke von den Nationalsozialisten zunehmend kritisch gewertet und öffentlich als »entartet« verurteilt. Ein Mal- und Ausstellungsverbot, das 1939 verhängt wurde, raubte ihm jegliche Existenzgrundlage. Die Arbeit seines halben Lebens verlor er schließlich mit seiner ostpreußischen Heimat im Januar 1945. Über Pillau gelang ihm die Flucht nach Kopenhagen, von wo aus er zunächst nach Büsum und später nach Göttingen kam. Obwohl sein gesamter Atelierbestand aus der Zeit in Ostpreußen verloren ging, überlebten seine Frau Hedwig und die gemeinsame Tochter Maja den Krieg, so dass die Freude überwog. In Kaarst bei Neuss wagte Mollenhauer 1946 einen Neuanfang als Künstler, der glückte und 1950 zum Umzug nach Düsseldorf führte. Sehr oft hielt er sich in dieser Zeit auch in Kampen und Keitum auf Sylt auf, wo er ähnliche Sandstrände und Meeresbuchten vorfand wie auf der Kurischen Nehrung. Nach seinem Tod am 3. April 1963 fand Ernst Mollenhauer auf dem Keitumer Friedhof St.-Severin seine letzte Ruhestätte. Auf seinem Grab, in dem auch seine Frau (†1973) und seine Tochter (†2012) bestattet wurden, befindet sich heute ein Gedenkstein.

 

Da zahlreiche Werke von Ernst Mollenhauer auf der Flucht 1945 verloren gingen, sind etliche Porträts aus der Niddener Zeit zwischen 1922 und 1939 heute nicht mehr nachweisbar. Die später auf Sylt entstandenen Porträts hatten zwar gewisse Gemeinsamkeiten mit den älteren Arbeiten aus den 1920er/30er Jahren, doch sollten sie keineswegs als reine Nachbildungen aus der Zeit in Ostpreußen verstanden werden. Trotz einiger Abstecher an das Mittelmeer und in die Bretagne, blieb Mollenhauer der Insel Sylt bis zuletzt treu. Ähnlich wie in Nidden fand er auch hier eine vertraute Umgebung vor, in der er sich wohl fühlte. In seiner Wesensart typisch ostpreußisch, blieb Mollenhauer ein geselliger und humorvoller Mensch, der sich bis zuletzt für andere Maler und Künstlerkollegen einsetzte. Sein umfangreicher Nachlass an Briefen, Büchern und Gemälden befindet sich heute im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg.



Ernst Mollenhauer in seinem Atelier (nach 1945)



Nehrungssonne, 1948



Hafen in Nidden, 1962

 

 


Literatur

 

Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen (Hg.): Ostdeutsche Gedenktage 2013, Bonn 2016, S. 56ff.

 

Maja Ehlermann-Mollenhauer: Nidden und die Kurische Nehrung – was ist das? In: dies. (Hg.): Ernst Mollenhauer – Ein Expressionist aus Ostpreußen, Heidelberg 1992, S. 6ff.

 

Stiftung Deutschlandhaus Berlin (Hg.): Ernst Mollenhauer, Gemälde, Zeichnungen, Berlin 1983

 

 


Verfasser: Marco Wachtel M.A.

Abbildungen: Ernst Mollenhauer, München 1968 (Titel); Ernst Mollenhauer (1892 - 1963), Katalog zur Ausstellung in der Kunstgalerie der Stadt Kaliningrad, 15. November - 15. Dezember 1995, Berlin 1995.

Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen.