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Historische Kalenderblätter
Gustaf Kossinna – 90. Todestag
Dezember 2021
* 28. September 1858 in Tilsit; † 20. Dezember 1931 in Berlin Archäologe, Philologe
Gustaf Kossinna zählte als Professor für Vorgeschichte an der Universität in Berlin neben Carl Schuchhardt zu den bekanntesten Prähistorikern in Deutschland und entwickelte die sog. Siedlungsarchäologische Methode.
Als Sohn eines Gymnasiallehrers masurischer Abstammung geboren, absolvierte er die "Königliche Litthauische Provinzialschule" in Tilsit. Seine Jugend und Schulzeit in Tilsit waren geprägt durch das konservative Elternhaus, den hervorragenden Ruf des humanistischen Gymnasiums, die ethnischen Spannungen im Grenzgebiet zu Litauen sowie die bewusste Pflege des Deutschtums im Bürgertum der Stadt.
Nach dem Abitur studierte er von 1876 – 1881 in Göttingen, Leipzig, Berlin und Straßburg deutsche Altertumskunde, Geschichte und Philologie. Besonders beeindruckt war er von seinem Lehrer Karl Müllenhoff in Berlin. Dieser brachte ihm die (indo-)germanische Altertumskunde näher.
In Straßburg promovierte er 1881 über das Thema: „Die ältesten hochfränkischen Sprachdenkmäler in Straßburg“. Danach entschied er sich für die Laufbahn des Bibliothekars, die ihn in den Jahren von 1881 – 1892 nach Halle, Bonn und Berlin führte. 1900 wurde er zum Professor ernannt, erhielt jedoch erst 1902 eine außerordentliche Professur für deutsche Archäologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (heute Humboldt-Universität). Dort lehrte er bis 1926. 1909 gründete er die Deutsche Gesellschaft für Vorgeschichte und gab im gleichen Jahr die Zeitschrift „Mannus“ heraus. G. Kossinna erforschte anhand von Bodenproben die (indo-)germanische Stammeskunde und bezeichnete seine Forschungsmethode als Siedlungsarchäologie. Dieser Ansatz ging von der sog. Kulturprovinz aus, also mit den Worten Hans Jürgen Eggers‘ einem „geographischen Raum, in dem man in einer bestimmten Zeit immer wieder dieselben Gerätetypen, dieselben Frageformen, und dieselben Siedlungsformen feststellen“ könne. Die Geschichte des darin kulturtragenden Volkes wurde untersucht, indem Formentwicklungen bestimmter Fundgattungen in die Vergangenheit zurückverfolgt wurden. Er publizierte zahlreiche Werke und Artikel, meist zum Thema der deutschen Vorgeschichte. Kossinna verstarb Ende 1931 73-jährig in Berlin.