Hermann Brachert, 1941
Historisches
Kalenderblatt |
November 2024 Max Halbe – 80. Todestag» Zum Kalenderblatt » Zum Archiv |
Aktuelle Publikation
Seedienst Ostpreußen für nur 6,50 € » Zum Museumsladen |
Mitarbeiter
» Zu unseren Mitarbeitern |
Kontaktinformationen
Kulturzentrum Ostpreußen Dienstag–Sonntag
|
» Kontaktaufnahme |
Eintrittspreise:
Regulär | 4,50 Euro |
Ermäßigt | 3,00 Euro |
Freier Eintritt:
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Presse
Mitglieder Dt. Museumsbund und ostpr. Fördervereine
Inhaber bay. Ehrenamtskarte
Historische Kalenderblätter
Paul Fechter - 60. Todestag
Januar 2018 *14. September 1880 in Elbing; †9. Januar 1958 in Berlin
Paul Fechter war in jeglicher Hinsicht ein bemerkenswerter Westpreuße, der nicht nur als Schriftsteller, Redakteur und Biograph großes Ansehen genoss, sondern auch als Theater-, Literatur- und Kunstkritiker sehr geschätzt wurde. Neben der Förderung von jungen Schriftstellern stieß er vor allem mit seinen Romanen und Theaterstücken bei den Lesern auf große Resonanz. Fechters jüngerer Bruder war der spätere Admiral und Marineingenieur Hans Fechter, der zur Besatzung von U 35 gehörte, dem erfolgreichsten U-Boot der Seekriegsgeschichte. Paul Fechter verstarb vor 60 Jahren in Berlin-Lichtenrade. Heute befindet sich eine Gedenktafel an dessen früherer Wohnung am Franziusweg 48.
Geboren wurde Paul Fechter am 14. September 1880 in Elbing, wo seine Familie bereits seit Jahrhunderten lebte. Der Vater war als Zimmermeister bei den Schichau-Werken tätig und hierdurch eng mit der Stadt verbunden. Die Grundlagen für den sozialen Aufstieg legte bereits Fechters Urgroßvater, der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Werft in Elbing besaß. Obwohl die Familie in der alten Hansestadt ein gutes Leben führte, entschloss sich Paul Fechter nach dem Abitur am Kgl. Gymnasium Athenaeum Elbingense (1899) die Stadt zu verlassen. An den Hochschulen in Dresden und Berlin studierte er zunächst Architektur, Mathematik und Physik, ehe ihn der frühe Tod seines Vaters dazu veranlasste, in ein geisteswissenschaftliches Fach zu wechseln. 1905 promovierte Fechter an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Als kulturpolitischer Redakteur bei den Dresdner Neuesten Nachrichten nutzte er die sich ihm bietenden Chancen, welche jedoch eine Rückkehr nach Elbing verhinderten. Sein Interesse galt ohnehin vielmehr dem Schreiben und Lesen als dem Handwerk, das seine Vorfahren in Westpreußen ausübten. 1911 machte ihn die Vossische Zeitung in Berlin zum Leiter ihres Feuilletons. Als junger begabter Redakteur beschäftigte er sich in den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges sehr genau mit der Berliner Theater-, Kunst- und Literaturlandschaft. Seine Kritiken wurden als präzise Beurteilungen wahrgenommen und dahingehend äußerst geschätzt. 1914 veröffentlichte er sein erstes Buch mit dem Titel »Der Expressionismus«, durch das er eine größere Bekanntheit erlangte. Ein Jahr später wurde Fechter als Soldat in den Landsturm eingezogen und nach Vilnius (1916) versetzt, wo er in der Presseabteilung Ober Ost die späteren Schriftsteller Arnold Zweig, Herbert Eulenberg und Richard Dehmel kennenlernte. Erst nach dem Ersten Weltkrieg war er wieder bei verschiedenen Zeitungen in Deutschland tätig, darunter der Deutschen Allgemeinen Zeitung sowie dem Danziger Tageblatt, dessen Leitung er 1934 zusammen mit Fritz Klein übernahm. Als Publizist und Mitherausgeber der Wochenzeitschriften Deutsche Zukunft und Deutsche Rundschau erweiterten sich seine Aufgabenfelder in dieser Zeit beträchtlich. So verfasste Fechter Biographien über Gerhard Hauptmann, Agnes Miegel, Max Pechstein und George Bernhard Shaw sowie verschiedene Romane, Erzählungen und Aufsätze über die Menschen und die historischen Bauten des Deutschen Ordens in Westpreußen. Von 1938 an war Fechter Mitglied der Mittwochsgesellschaft, in der sich ab 1939 maßgebliche Protagonisten des späteren Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 zusammenfanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Fechter keiner Redaktion mehr an. Das Hauptgewicht seiner Arbeit verlagerte sich nun auf das Schreiben von Büchern und Theaterstücken. Sein wohl bekanntestes Werk war das komödiantische Bühnenstück »Der Zauberer Gottes«, welches ursprünglich 1941 in Königsberg uraufgeführt werden sollte, doch auf Druck des NS-Regimes verboten wurde. Erst 1948 wurde das Werk schließlich im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführt. Als Mitherausgeber der Neuen Deutschen Hefte schrieb Fechter auch für die Zeitungen Die Welt und Die Zeit sowie für das Westpreußen-Jahrbuch und die Elbinger Briefe. Darüber hinaus hielt er mehrere Vorträge, die bei den Menschen auf großes Interesse stießen. Als Schriftsteller und Autor publizierte er die Bände »Das europäische Drama« (1956) sowie die Bücher »Menschen und Gezeiten« (1948), »An der Wende der Zeit« (1949), »Zwischen Haff und Weichsel« (1954) und »Menschen auf meinen Wegen« (1955). Sie alle dokumentieren das Leben der Menschen im 19. Jahrhundert auf eindrückliche Art und Weise.
Paul Fechter blieb Zeit seines Lebens eng mit seiner westpreußischen Heimat verbunden, die die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zu Ostpreußen gehörte. Auch wenn er nicht wie seine Vorfahren in Elbing lebte, reiste er dennoch so oft er konnte in den Osten, wo er die Kontakte zu Freunden aus der Kindheit sowie Familienangehörigen und Lehrern wahrte. In den letzten Jahren arbeitete Fechter noch an einer Biographie über das Leben der westpreußischen Schriftstellerin Elisabeth Siewert und das ihrer Schwester, der Malerin Clara Siewert. Die Veröffentlichung erfolgte jedoch erst 1964 durch den Autor Carl Lange im Westpreußen-Jahrbuch. Paul Fechter verstarb am 9. Januar 1958 im Alter von 78 Jahren an einem Herzinfarkt. Auf dem Friedhof Berlin-Lichtenrade fand er seine letzte Ruhe. Fechter selbst hatte eine Tochter namens Sabine, die 1914 in Berlin geboren wurde und 1938 ihr Staatsexamen in den Fächern Germanistik, Kunstgeschichte und Musik ablegte. Beruflich war sie als Musiklehrerin, Lektorin und Schriftstellerin erfolgreich tätig. Daneben verwaltete sie bis 1997 den Nachlass ihres Vaters, der nach ihrem Tod an das Deutsche Literaturarchiv in Marburg/Neckar überging.
Literatur
Franz Lennartz: Deutsche Dichter und Schriftsteller unserer Zeit. 10. Aufl., Stuttgart 1969
Maria Csögl: Paul Fechter. Diss., Wien 1942 – Festschrift Paul Fechter zum 75. Geburtstag, Gütersloh 1955
Ostdeutsche Gedenktage 1980 (Hrsg. BdV), Bonn 1980, S. 65f
Wolfgang Schulz; Gisela Höhle: Große Ostpreußen, Berlin 1986, S. 28f
Schriften
Der Expressionismus, München 1914 Wanderstunden in Wilna, ohne Verlagsort 1915 Die Tragödie der Architektur, Weimar 1922 Sechs Wochen Deutschland, Leipzig 1936 Der Herr Ober, Stuttgart-Berlin 1940 Der Zauberer Gottes. Eine Komödie, Stuttgart 1940 Geschichte der deutschen Literatur, Berlin 1941 Menschen und Zeiten. Begegnungen aus fünf Jahrzehnten, Gütersloh 1948 An der Wende der Zeit. Menschen und Begegnungen, Gütersloh 1949 Kleines Wörterbuch für literarische Gespräche, Gütersloh 1950 Alle Macht den Frauen, Gütersloh 1950 Zwischen Haff und Weichsel. Jahre der Jugend, Gütersloh 1954 Deutscher Osten. Bilder aus West- und Ostpreußen, Gütersloh 1955 Menschen auf meinen Wegen, Gütersloh 1955 West- und Ostpreußen. Bilder aus dem deutschen Osten, Gütersloh 1962
Verfasser: Marco Wachtel M.A. Abbildungen: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3APaul_Fechter.jpg (Gemeinfrei) Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen. |