Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

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November 2024

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Historische Kalenderblätter

Erich Mendelsohn – 65. Todestag

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September 2018



*21. März 1887 in Allenstein

†15. September 1953 in San Francisco, Kalifornien

 

 

Erich Mendelsohn gehört bis heute zu den wohl am meisten unterschätzten Architekten der Klassischen Moderne. Innerhalb dieser Epoche definierte sich Mendelsohn als expressionistischer Künstler, der seine Bauten durch geschickte Scheinwerferplatzierungen ins perfekte Licht rückte. Er war es, der 1926 in Berlin mit dem »Ring« jene deutsche Architektenvereinigung begründete, in der auch die beiden ostpreußischen Maler Alexander Kolde (Rastenburg, siehe Kalenderblatt März 2013) und Ernst Mollenhauer (Tapiau, siehe Kalenderblatt April 2018) als Mitglieder aktiv waren. Obwohl Erich Mendelsohn eine herausragende Rolle innerhalb des Rings einnahm, gibt es im Vergleich zu anderen Architekten wie Le Corbusier, Gropius und Mies über ihn bisher nur wenige Publikationen. Anlässlich seines Todestages, der sich am 15. September 2018 zum 65. Mal jährt, erinnert das Kulturzentrum Ostpreußen an die Lebensstationen des Architekten.

 

Geboren wurde Erich Mendelsohn am 21. März 1887 als viertes von fünf Kindern des jüdischen Kaufmannes David Mendelsohn und dessen Ehefrau, der Hutmacherin Esther Mendelsohn (geb. Jaruslawski), in Allenstein. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Berlin (1906). Ein Jahr später begann er in München zunächst auf Wunsch des Vaters Volkswirtschaft und kurz darauf an der Technischen Universität Berlin Architektur zu studieren. Nach dem Diplom versuchte er sich als Privatarchitekt zu etablieren. 1911 hatte er für die jüdische Gemeinde Allensteins eine Friedhofskapelle entworfen. Darüber hinaus gestaltete er Plakate und Programmhefte sowie Schaufensterdekorationen für verschiedene Kultureinrichtungen. Kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges gründete er zusammen mit den Malern Wassily Kandinsky, Franz Marc und Paul Klee ein expressionistisches »Künstlertheater«. Vom Kriegsdienst wegen seiner schlechten Augen befreit, heiratete Mendelsohn 1915 schließlich seine langjährige Partnerin Luise Maas, die er in Königsberg kennengelernt hatte und die ihm eine Tochter namens Esther gebar. Die gut sieben Jahre jüngere Luise Mendelsohn war Cellistin und beruflich oft unterwegs. Da sich die Eheleute deswegen kaum sahen, verfassten sie zahlreiche Briefe an den jeweils anderen, die heute noch erhalten sind und den wortmächtigen Stil Mendelsohns in Verbindung mit dessen ästhetischer und politischer Analytik offenbaren. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg schuf Mendelsohn in großer Zahl visionäre Architekturen, welche er schriftlich festhielt und die uns heute ebenfalls noch vorliegen. Fasziniert von Einsteins Relativitätstheorie und den Beziehungen zwischen Masse und Energie, ließ er die physikalischen Erkenntnisse auch in seine Bauwerke einfließen. Nach dem Ersten Weltkrieg eröffnete er in Berlin ein eigenes Büro mit einer bemerkenswerten Ausstellung über die Werke von Paul Cassirer. Reisen führten ihn in dieser Zeit nach Holland, Palästina und Ägypten sowie in die USA und die Sowjetunion. Wenige Jahre nachdem er in die Akademie der Künste aufgenommen wurde, sah sich Erich Mendelsohn im Zuge des Machtantritts der Nationalsozialisten gezwungen, Deutschland zu verlassen. In Ostpreußen waren bis dahin die Jüdische Leichenhalle in Allenstein (1911), die Loge der Drei Erzväter in Tilsit (1925/26, heute noch erhalten) und der Jüdische Friedhof an der Steffeckstraße in Königsberg (1929) entstanden. Mendelsohn emigrierte 1933 zunächst nach England und nach mehreren Aufenthalten in Palästina 1941 schließlich in die USA. In San Francisco, Kalifornien, eröffnete er ein eigenes Architekturbüro, das er bis zu seinem Tod führte.
Erich Mendelsohn erlag 1953 einem Krebsleiden, nachdem ihm bereits zu Beginn der 1920er Jahre ein Auge aufgrund eines Karzinoms entfernt worden war. Nach einer erneuten Operation, sah er dem Lebensende »mit Ruhe entgegen« (Zitat Mendelsohn). Zuletzt schrieb er am 19. Juli 1953 an seine Frau: »Und ich bin tief enttäuscht, daß alle Arbeit und Mühe […] keine Sicherheit geschaffen haben. Jahre, die wir in Vollendung eines Ideals bis zu Ende erfüllen wollten.« Mendelsohns Asche wurde, auf dessen eigenen Wunsch hin, über den Pazifischen Ozean verstreut. In Erinnerung wird er mit seinen Bauwerken bleiben: dem Einsteinturm in Potsdam, der Hutfabrik Steinberg in Luckenwalde, dem Druck- und Verlagshaus Rudolf Mosse in Berlin und dem Kaufhaus Petersdorff in Breslau. In dem von Mendelsohn entworfenen Kaufhaus Schocken in Chemnitz befindet sich heute das Staatliche Museum für Archäologie des Freistaates Sachsen. Eine Dauerausstellung innerhalb der Einrichtung widmet sich dem Leben und Werk des Architekten.

 

 

Literatur (Auswahl)

 

Arnt Cobbers: Erich Mendelsohn 1887 – 1953. Der analytische Visionär, Köln 2007

Das Ostpreußenblatt, Folge 37 (2003), S. 9 & Folge 7 (1968), S. 5

Regina Stephan (Hg.): Erich Mendelsohn. Gebaute Welten. Ostfildern 1988, zugleich Ausstellungskatalog, Institut für Auslandsbeziehungen, 2000

Roland Jaeger: Bilderbücher eines Architekten. Erich Mendelsohn im Rudolf Mosse Buchverlag, Berlin, in: Manfred Heiting, Roland Jaeger (Hgg.): Autopsie. Deutschsprachige Fotobücher 1918 bis 1945. Bd. 1, Göttingen 2012, S. 174–187

Ulrike Eichhorn: Erich Mendelsohn in Berlin, Berlin 2014

 

 

Bauwerke (Auswahl)

 

1911: Jüdischer Friedhof (Allenstein)

1918 – 1924: Einsteinturm (Potsdam)

1921 – 1923: Hutfabrik Steinberg, Herrmann & Co. (Luckenwalde)

1921 – 1923: Druck- und Verlagshaus Rudolf Mosse (Berlin)

1925 – 1926: Loge der Drei Erzväter (Tilsit)

1925 – 1926: Kaufhaus Schocken (Nürnberg)

1927 – 1928: Kaufhaus Petersdorff (Breslau)

1927 – 1929: Jüdischer Friedhof (Königsberg)

1928 – 1930: Kaufhaus Schocken (Chemnitz)

1933 – 1935: Kurhaus De La Warr (Bexhill-on-Sea)

1934 – 1939: Hadassah-Universitätshospital (Jerusalem)

1946 – 1950: Maimonides-Hospital (San Francisco)

1946 – 1953: Park Synagoge (Cleveland)

 


Verfasser: Marco Wachtel M.A.

Abbildungen: Bildarchiv Kulturzentrum Ostpreußen

Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen.