Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
Kalenderblatt

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November 2024

Max Halbe – 80. Todestag


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Historische Kalenderblätter

Karl Gottfried Hagen - 270. Geburtstag

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* 24. Dezember 1749   + 2. März 1829

 

Karl Gottfried Hagen wurde an Heiligabend 1749 in eine Königsberger Familie mit langer Apothekertradition geboren. Seit 1584 war die Familie Hagen in Schippenbeil (Kreis Bartenstein) in Ostpreußen ansässig und stellte ab dem 17. Jahrhundert die Ärzte und Apotheker. Sein Vater, Heinrich Hagen (1709–1772), zog nach Königsberg und übernahm nach der Heirat mit der Apothekertochter Marie Elisabeth Georgesohn im Jahr 1746 die Königsberger Hofapotheke.

 

Die gesellschaftliche Stellung der Familie ermöglichte Karl Gottfried Hagen einen gehobenen Bildungsweg. Von seinem Onkel, Pfarrer Georgesohn, erhielt er zunächst Privatunterricht und besuchte dann das Altstädtische Gymnasium in Königsberg. Nach dem Schulabschluss lernte er in der väterlichen Apotheke und studierte ab 1769 Medizin an der Albertus-Universität Königsberg. Hier hörte er auch Vorlesungen Immanuel Kants. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er die Apotheke und machte 1773 in Berlin die Apothekerprüfung. Aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse in den Naturwissenschaften erhielt er von der medizinischen Fakultät in Berlin eine Promotionsstelle mit Lehrauftrag.

 

1775 kehrte er nach Königsberg zurück und hielt naturkundliche Vorlesungen im Auditorium seiner Apotheke. Sein Hauptwerk „Lehrbuch der Apothekerkunst“ erschien 1776 und brachte ihm großen Ruhm. Im gleichen Jahr wurde er als Ehrenmitglied in die Leopoldina gewählt. Das Lehrbuch erhielt acht Auflagen, wurde in vier Sprachen übersetzt und zählte über ein halbes Jahrhundert zu den Standardwerken des deutschsprachigen Unterrichts. Vier Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor der Physik, Chemie und Mineralogie an die Königsberger Universität berufen. 1783 übernahm er als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Medizin und wurde 1789 zum Assessor des Königsberger Sanitätskollegiums ernannt. Im Jahr 1800 erhielt er den Titel des Geheimen Medizinalrats. Auf Anregung von August Wilhelm Heidemann wurde Hagens Lehrtätigkeit 1806 in die Philosophische Fakultät integriert, in der er nun mit dem akademischen Grad des „Dr. phil.“ lehrte. Durch seine Vorlesungen und Veröffentlichungen erlangte er großes Ansehen in der Königsberger Bürgerschaft. Über viele Jahre war er Gast der Tischgesellschaft Kants, mit dem er in regem wissenschaftlichen und freundschaftlichen Austausch stand. Immanuel Kant bezeichnete Hagens „Grundriß der Experimentalchemie“ im Jahre 1786 als „logisches Meisterstück“.

 

Auch außerhalb der Universität lehrte Karl Gottfried Hagen in öffentlichen Vorlesungen. In seiner Apotheke hielt er Vorträge vor Staatsbeamten, Stadträten, Offizieren und Ministern. Historisch belegt ist auch der Unterricht der preußischen Prinzen Wilhelm und Friedrich in den Jahren 1808 und 1809. Bei Experimenten mit der „Elektrisiermaschine“ und dem „galvanischen Apparat“ war auch das Königspaar mit den Prinzessinnen unter den Zuhörern.

 

Hagen war einer der Vordenker der Humboldt’schen Bildungsreform und trat für die Schaffung eines Universitätsstudiums der Pharmazeuten ein. Er gab eigene Vorlesungen an junge Gelehrte ab, um den akademischen Nachwuchs zu fördern. Die Botanik übergab er an August Friedrich Schweigger, die Zoologie an Karl Ernst von Baer und die Mathematik an seinen späteren Schwiegersohn Friedrich Wilhelm Bessel.

 

Durch seine Bemühungen erhielt die Königsberger Universität in den 1810er und 1820er Jahren einen Botanischen Garten, das Königsberger Archiv für Naturwissenschaften und Mathematik, das Mineralogisches Museum der Universität sowie eine europaweit bedeutsame Bibliothek zur Alchemie. Infolgedessen erlangte die Albertina im 19. Jahrhundert ein europaweites Ansehen in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Astronomie. Beispielsweise richtete Justus von Liebig nach Hagens Vorbild 1825 an der Universität Gießen das Universitätslaboratorium ein und machte die Universität zu einem bedeutenden Standort für die wissenschaftliche Forschung in den Naturwissenschaften.

 

Seit 1784 war Karl Gottfried Hagen mit Johanna Maria Rabe (1764–1829) verheiratet. Das Paar hatte neun Kinder, von denen vier jung starben. Alle Kinder blieben wie ihr Vater in Königsberg. Der erste Sohn Carl Heinrich Hagen (*1785) wurde Nationalökonom und Rektor an der Albertus-Universität zu Königsberg. Johann Friedrich (*1788) übernahm als Apotheker die Leitung der Hofapotheke. Der dritte Sohn Ernst August Hagen (*1797) wurde Literat und Professor für Ästhetik und Kunstgeschichte in Königsberg. Johanna (*1794) heiratete den Königsberger Astronomen und Mathematiker Friedrich Wilhelm Bessel und die zweite Tochter Florentine (*1800) heiratete Franz Ernst Neumann, Nachfolger des Vaters auf dem Lehrstuhl der Mineralogie und Physik in Königsberg, der zum Pionier der theoretischen Physik avancierte.

 

Nach 53 Jahre Lehrtätigkeit verstarb Karl Gottfried Hagen in Königsberg im März 1829 nach kurzer Erkrankung in seinem 80. Lebensjahr. Er wurde auf dem heute nicht mehr bestehenden Altroßgärter Friedhof beigesetzt, unter einem aus Berlin gelieferten Granitwürfel, an dessen Ecken vier kleine klassizistische Urnen das Grab schmückten. Die Stadt Königsberg ehrte Hagen ein letztes Mal mit der Namensgebung einer “Hagenstraße”.

 

Werke:

Lehrbuch der Apothekerkunst,  1778

Grundriß der Experimentalchemie, 1786

Chemische Zergliederung des Thurenschen Wassers in Preußen,  1789

Grundriß der Experimentalpharmacie zum Gebrauch bey dem Vortrage derselben,  1790

Preußens Pflanzen, 1818

Chloris Borussica, 1819

 

 

 


Abbildungen: Bildarchiv Kulturzentrum Ostpreußen

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