Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
Kalenderblatt

rudolf_siemering_kl-1737624712.jpg

 

 

 

 

Januar 2025

Rudolf Siemering – 120. Todestag


» Zum Kalenderblatt
» Zum Archiv


 

Aktuelle Publikation

Seedienst Ostpreußen

Seedienst Ostpreußen

für nur 6,50 €
» Zum Museumsladen


 

Mitarbeiter


» Zu unseren Mitarbeitern


 

Kontaktinformationen



Kulturzentrum Ostpreußen
Schloßstr. 9
91792 Ellingen/Bay.

Öffnungszeiten:

Dienstag–Sonntag
10–12 und 13–17 Uhr
(April–September)


10–12 und 13–16 Uhr
(Oktober–März)

Telefon 09141 86440
Telefax 09141 864414

» Kontaktaufnahme

 

Eintrittspreise:

Regulär 4,50 Euro
Ermäßigt 3,00 Euro

 

Freier Eintritt:

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre

Presse

Mitglieder Dt. Museumsbund und ostpr. Fördervereine

Inhaber bay. Ehrenamtskarte

Historische Kalenderblätter

Rudolf Siemering – 120. Todestag

rudolf_siemering_kl-1737624712.jpg

 

 

 

 

Januar 2025



Bildhauer
* 10. August 1835 in Königsberg i. Pr.
† 23. Januar 1905 in Berlin

Rudolf Siemering wurde im August 1835 als Sohn des Verwalters des Städtischen Leihamtes in Königsberg geboren und hatte noch mindestens einen 1837 geborenen Bruder, der Julius hieß und später Landschaftsmaler wurde.
Die Kindheit war von „Arbeit, Entbehrung und Anspruchslosigkeit“, aber auch durch „ein liebevolles und glückliches Familienleben geprägt.“
Er besuchte das Löbenichtsche Realgymnasium in seiner Geburtsstadt, welches das drittälteste in Ostpreußen war.
Eines Tages, als der Schüler Siemering sich in der Sekunda (10. oder 11. Klasse) befand, zeigte er in einer Situation – der Lehrer trug ihm auf, sich in die Ecke zu stellen – diesem gegenüber Ungehorsam und wurde daraufhin von der Schule relegiert.
So war er gezwungen, ein Handwerk zu erlernen und durchlief ab ca. 1851
drei „harte Lehr- und Gesellenjahre“ bei der Ausbildung zum Tischler in der Werkstatt einer Möbeltischlerei. In dieser Zeit fasste er den Entschluss, in die Kunst und Bildhauerei zu gehen.
Also besuchte er zuerst die Kunst- und Gewerkschule in Königsberg – soll dort auch mehrere Preise gewonnen haben – und wechselte sodann an die Kunstakademie, die relativ kurz zuvor, also 1841 gegründet und 1845 eröffnet worden war.
Da Siemering sich für Plastisches Gestalten interessierte, es dort jedoch keinen entsprechenden Lehrer gab, ging er 1858 mit einem Stipendium der Königsberger Friedensgesellschaft von 80 Talern an die Berliner Akademie und wurde Schüler und Gehilfe von Gustav Bläser, der wiederum der Berliner Bildhauerschule von Christian Daniel Rauch angehörte.
So wirkte er mit am Tor-Relief der Dirschauer Weichselbrücke und eröffnete 1861 eine eigene Werkstatt in Berlin.
1862 gewann er einen Preis für den Entwurf eines Schillerdenkmals in Berlin.
Siemering hielt sich auch auf Usedom, in Italien und Paris auf, kehrte aber alsbald nach Berlin zurück.
1871 war er Vorsteher des Rauch-Museums und ab 1880 als freier Bildhauer tätig.
1883 wurde seine Tochter, die spätere Juristin Hertha Siemering, geboren.
Die Universität Leipzig verlieh ihm 1887 einen Ehrendoktortitel. Darüber hinaus trug Siemering den Titel „Kgl. Professor“, war Mitglied des Senats der Preußischen Akademie der Künste. Außerdem wurde eine Königsberger Straße nach ihm benannt und 1907 eine Straße in Leipzig.
Rudolf Siemering schuf während seiner Lebenszeit zahlreiche Werke, so unter anderem das 1877 eingeweihte Denkmal Friedrichs des Großen in Marienburg (die vier bronzenen Sockelfiguren preußischer Hochmeister stehen jetzt im Innenhof der Marienburg, Zamek w Malborku), 1866 das Sitzbild Kaiser Wilhelms I. in der Berliner Börse (zerstört), das 1888 enthüllte Siegesdenkmal in Leipzig (1946 demontiert), die Figuren des hl. Adalbert und des Bischofs Georg von Polenz vor der evangelischen Kirche von Fischhausen (zerstört und 1961 eingeebnet), das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Magdeburg (1897 enthüllt; zerstört) sowie ab 1883 das Lutherdenkmal (Bronzeplastik) in Eisleben, das noch heute bestaunt werden kann.
Auch in Königsberg schuf er neben diversen Porträtmedaillen je eine Büste Kants und Herders im Friedrichskollegium in der ehem. Jägerhofstraße, die leider nicht mehr existieren.
Ebenso verschollen sind die Büsten von Eduard von Simson und Johann Jacoby, die sich im Junkersaal des Kneiphöfischen Rathauses befanden.
Erwähnenswert ist auch die in Terrakotta ausgeführte Statue des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz für die Akademie der Wissenschaften in Pest. Diese ist noch heute an der Gebäudeaußenfassade der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest zu sehen.
Besonders eindrucksvoll ist das 1897 geschaffene „Washington Monument“ – ein Reiterstandbild zu Ehren des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, das heute (seit 1928) vor dem Philadelphia Museum of Art in der gleichnamigen Stadt steht.
Das dreistufige Standbild aus Bronze auf einem Granitsockel repräsentiert den zu Pferde sitzenden Washington auf der höchsten Stufe des Sockels, darunter allegorische Figuren seiner Zeit und an unterster Stufe die Flora und Fauna seines Landes mit repräsentativen menschlichen Figuren.
Beim Wettbewerb hierzu setzte Siemering sich gegen zwei amerikanische, einen britischen und einen italienischen Bildhauer durch.
Rudolf Siemering starb 65-jährig nach kurzer Krankheit im Januar 1905 in Berlin.
„Siemering war als Künstler eine nüchterne, auf das Reale gerichtete Natur. Nicht umsonst war er in der Stadt der reinen Vernunft geboren worden.“ (Zitat aus: Über Land und Meer, Oktav-Ausgabe „Der Monat“)

Werke (Auswahl):


img_1112_kl-1737624919.jpg

Statuen folgender Großmeister des Deutschen Ordens: Herrmann von Salza, Winrich von Kniprode, Siegfried von Feuchtwangen und Albrecht von Brandenburg.

 

kirchenportal_fischhausen_kl1-1737626268.jpg

Die Figuren des hl. Adalbert und des Bischofs Georg von Polenz am Kirchenportal in Fischhausen

friedrich_wilhelm_bessel_relief_uni_königsberg_kl-1737627433.jpg

Friedrich-Wilhelm-Bessel-Relief an der der Universität Königsberg

 

washington_monument-philadelphia_kl-1737625278.jpg

Washington Monument in Philadelphia



Quellen:
Fendt, Astrid: Archäologie und Restaurierung – Die Skulpturenergänzungen in der Berliner Antikensammlung des 19. Jahrhunderts, Band 1, Berlin/Boston, 2012, S. 248.
Kunstakademie Königsberg 1845 – 1945. BIOGRAPHIEN DER DIREKTOREN UND
LEHRER. Bearbeitet von Ingeborg Nolde. Darin: „Biographien der Direktoren und
Lehrer“. „Biographien der Schüler“, 65-94. URL:
https://www.kant.uni-mainz.de/ikonographie/Ikont.PDF/T004.pdf
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18, Leipzig/Wien, 1905, S. 449-450.
Mit 80 Talern ging er nach Berlin. In: Das Ostpreußenblatt, Folge 3, 22. Januar 2000, S. 11.
Simson, Jutta von, „Rauch, Christian Daniel“ in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 195-197.[Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749218.html#ndbcontent
Osman, Silke: Mit 80 Talern ging er nach Berlin. Gedenken an den Bildhauer.
Rudolf Siemering in Königsberg. In: Das Ostpreußenblatt, Folge 3, 20. Januar.
1990, S. 9.
Über Land und Meer, Oktav-Ausgabe „Der Monat“, Stuttgart/Leipzig, 1904/1905, S. 298-299.
https://ual.archiv.uni-leipzig.de/ehrenpromotionen.php
https://bildhauerei-in-berlin.de/creator/siemering-rudolf/
https://deu.archinform.net/arch/74128.htm
https://www.medaillenkunst.de/index.php?person_id=952
http://www.numismatische-gesellschaft-berlin.de/files/Knstlerbiografien.pdf
https://de.wikisource.org/wiki/Das_Siegesdenkmal_auf_dem_Marktplatze_in_Leipzig
https://sh-kunst.de/kuenstler/siemering-rudolf/
http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Siemering
https://www.leipzig-lexikon.de/biogramm/Siemering_Rudolf.htm
Alle Bilder gemeinfrei